«Werde meinen Enkelkindern nichts von dieser Partie erzählen»
53'586 Zuschauer, so viele wie noch nie in einem Handballspiel, waren im Fussballstadion in Düsseldorf zugegen. Vor der Partie hatten die Deutschen die Schweizer gross geredet. Die Hoffnungen auf einen Coup waren gross, am Ende blieb nur die Ernüchterung, setzte es doch eine 14:27-Klatsche für die SHV-Auswahl ab.
«In der Vorbereitung hatten wir vieles richtig gemacht», sagte der Schweizer Nationaltrainer Michael Suter. «Wir nahmen den Schwung und die Lockerheit mit, fühlten uns wirklich gut. Wir schafften es jedoch nicht, aus den ersten paar Angriffen, die gut und flüssig waren, genügend Kapital zu schlagen und dann in einen Flow zu kommen. Andreas Wolff (der deutsche Goalie) stoppte uns. In der Folge wurde die Verunsicherung bei sehr vielen Spielern immer grösser und wir verloren den Faden. Ich mache der Mannschaft allerdings keinen Vorwurf.» Zufrieden war Suter mit der Verteidigung. Die Atmosphäre bezeichnete er als «wunderbar».
Bangen um Portner
Torhüter Nikola Portner dagegen war weniger beeindruckt. «Es war ein schönes Erlebnis, aber nicht so, wie ich das erwartet hatte. Es gibt nichts, dass eine schöne Handball-Halle mit 15'000 oder 20'000 Zuschauern ersetzen kann», sagte der Captain des Teams, der mit elf Paraden überzeugte. Die Schweizer Fans seien viel zu weit weg gewesen.
Portner fand es schade, «dass wir in gewissen Phasen keinen Widerstand leisteten». Zudem sprach er von einem Déjà-vu, da die Schweizer schon vor vier Jahren, als sie zum ersten Mal seit 2006 an einer EM-Endrunde dabei gewesen waren, im Startspiel gegen den Gastgeber (Schweden) mit 13 Toren Unterschied verloren - damals 21:34.
Grössere Sorgen als die Niederlage bereitet Portner hingegen der rechte Fuss, der nach der Partie einbandagiert war. Er knickte in der Schlussphase um, nachdem er, als er den Ball holen wollte, unglücklich auf den Fuss von Renars Uscins gestanden war. Am gleichen Fuss hatte er in der vergangenen Saison eine Verletzung mitgeschleppt. Sein Ausfall wäre fatal.
Schmid spricht Klartext
Top-Regisseur Andy Schmid, der bloss mit zwei seiner acht Würfe erfolgreich war, nahm nach der Klatsche keine Blatt vor den Mund. «Sie waren extrem bereit. Wir waren heute bei allen Attributen, die den Handballsport ausmachen, klar unterlegen.» Auch Schmid hob Wolff hervor. «Er nahm ihnen die Nervosität, worauf die Deutschen Spielfreude entwickelten.»
Den Event fand Schmid zwar «mega cool», doch die Schmach trübte das Ganze. «Meine Kinder waren dabei, aber meinen Enkelkindern werde ich nichts von dieser Partie erzählen», sagte der fünffache Bundesliga-MVP, der nach der Saison Suter als Nationaltrainer ablösen wird. «Es gilt nun, die Partie knallhart zu analysieren und gewissermassen zu akzeptieren, dass wir nicht auf dem Niveau sind.»
Einfacher wird die Aufgabe nicht, ist doch am Sonntag in Berlin Olympiasieger Frankreich der nächste Gegner.