«Viele Spieler wissen, wie man gewinnt»
Janis Moser geniesst es auf dem Wasser. Er besitzt seit Sommer 2022 einen Bootsführerschein und verbringt während der Vorbereitung in der Heimat so viel Zeit wie möglich auf dem Bielersee. Das gibt ihm viel Energie. Diese benötigt er in der langen Saison in der NHL mit 82 Qualifikationsspielen und bis zu 28 Partien in den Playoffs.
Letztere möchte er in der besten Eishockey-Liga der Welt erstmals erreichen. In den drei Saisons mit Arizona lagen diese jeweils ausser Reichweite; die Coyotes gewannen in dieser Zeit bloss 89 von 246 Spielen. Dennoch sagt Moser im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Um in der NHL Fuss zu fassen, war Arizona eine der bestmöglichen Destinationen. Niemand erwartete etwas vom Team und ich erhielt die Chance, mich zu entwickeln. Das war das Wichtigste.» Zudem habe er sehr viel coole Leute kennengelernt. «Ich hatte eine tolle Zeit.»
Wechsel zu konkurrenzfähigerem Klub
Die Zeitform verrät es, für Moser beginnt ein neues Kapitel. Zwar hätte es für ihn so oder so eine Veränderung gegeben, da die Franchise von Tempe nach Salt Lake City umgezogen ist und neu Utah Hockey Club heisst. Jedoch wurde der Schweizer Verteidiger Ende Juni zu den Tampa Bay Lightning getradet. Zunächst wusste Moser nicht, was er davon halten sollte, da er bei den Coyotes Freundschaften aufgebaut hatte.
Mittlerweile überwiegt für ihn aber das Positive. Denn Tampa Bay dürfte deutlich konkurrenzfähiger sein als der Utah Hockey Club. Zwar scheiterten die Lightning im April in den Playoff-Achtelfinals mit 1:4 Siegen am späteren Champion Florida Panthers. In den vorangegangenen drei Saisons erreichten sie aber jeweils den Final und stemmten sowohl 2021 als auch 2022 den Stanley Cup in die Höhe. Die Stars im Team sind der Russe Nikita Kutscherow, der Topskorer der letzten Qualifikation, der Schwede Victor Hedman respektive der Kanadier Brayden Point.
«Viele Spieler wissen, wie man gewinnt. In eine solche Kultur hineinzukommen, von ihnen zu lernen, ist sehr spannend. Die Playoffs sind ein Muss», sagt Moser. Der 24-Jährige unterschrieb mit den Lightning einen Vertrag über zwei Jahre, der ihm 6,75 Millionen Dollar einbringt. «Wir einigten uns wie erhofft rasch», blickt er auf die Verhandlungen zurück. Weil er zuvor ohne Vertrag dastand, musste er schweren Herzens auf die WM in Prag verzichten, wo die Schweiz Silber holte.
Frühzeitige Anreise nach Florida
Tampa kennt er nicht nur von den dortigen Partien mit den Coyotes, sondern auch von früheren Camps, die er in der Stadt in Florida mit der «Ochsner Academy» besuchte. Das warme Klima, das er von Arizona kennt, sagt ihm mehr als zu. Er ist zunächst in ein möbliertes Appartement gezogen, ehe er bald eine fixe Wohnung bezieht.
Obwohl die Vorbereitung mit den Lightning am 18. September begann, reiste Moser schon am 30. August nach Tampa. Das bot ihm die Möglichkeit, einige Spieler «zuerst in einem anderen Rahmen kennenzulernen wie im Camp, in dem eine gewisse Anspannung herrscht». Das persönliche Ziel ist klar, er will zu den Top-4-Verteidigern gehören.
Um das zu schaffen, lag der Schwerpunkt im Sommer darauf, weiter an Muskelmasse zuzulegen. Moser stuft sein Idealgewicht bei «88, 89 Kilogramm» ein, aktuell wiegt er um die 84 kg. Denn beim physischen Spiel, konkret den Zweikämpfen, der Verteidigung des Slots (Box-out) sowie der Kontrolle der Rebounds vor dem Tor sieht er bei sich noch einiges an Potenzial. Auch der Schuss habe viel mit dem Physischen zu tun, sagt Moser.
Physis-Trainings mit den Hischier-Brüdern
Die Trainings in diesem Bereich absolvierte er erneut zusammen mit den Brüdern Nico und Luca Hischier, Yannick Rathgeb sowie der Skifahrerin Joana Hählen unter der Führung der Athletiktrainer Sam Böhringer und Alex Brooker. Am Nachmittag standen zum Teil ergänzende Einheiten wie beispielsweise Pilates auf dem Programm. «Das ist für mich wichtig. Ich merke es in der Beweglichkeit und bei der tiefen Muskulatur und es hilft mir, Disbalancen wegzubringen», sagt Moser.
Letzteres ist nach einer langen Saison entscheidend, es gilt sozusagen, den Körper wieder zur Grundeinstellung zurückzusetzen. Nun ist er bereit, um mit den Lightning für Furore zu sorgen. Nur allzu gerne würde er im nächsten Sommer mit dem Stanley Cup auf dem Bielersee herumkurven.