Stolzer Stefan Küng nach schwieriger Woche
In Tokio war das Sekunden-Glück nicht auf der Seite des Thurgauers. Vier Zehntel fehlten zur Medaille. In Paris nun meinte es Hygieia, die Göttin der Gesundheit, nicht gut mit dem 30-Jährigen. Während einer Woche musste Küng Magen-Darm-Beschwerden erdulden.
«Zwei, drei Tage reichen nicht, um die Speicher wieder zu füllen», sagte der Ostschweizer nach dem 7. Platz im Strassenrennen vom Samstag. Er war somit noch um einen Rang besser klassiert als in seiner Spezialdisziplin Zeitfahren zum Auftakt der Spiele, als er ebenfalls nicht im Vollbesitz der Kräfte anzutreten hatte.
«Ich bin gleichwohl stolz», zog Küng Bilanz. «Nach dieser schwierigen Zeit darf ich auch das Positive sehen. Ich fuhr während des ganzen Rennens am richtigen Ort.» Aber er könne nur so viel drücken, wie er eben könne. «Wenn Du nichts mehr im Tank hast, dann kommt auch nichts mehr.»
Hätte, hätte, Fahrradkette
Klar drang auch ein bisschen Wehmut durch. Küng musste noch am Mittwoch das Training frühzeitig beenden, weil er sich nicht fit fühlte. Und schon in den anderthalb Monaten zuvor hatte er zweimal gekränkelt. Ein paar Tage mehr Zeit zur Regenration, und der Schweizer wäre bei diesem Rennverlauf möglicherweise fit genug gewesen, um wirklich in den Kampf um die Medaillen einzugreifen. «Hätte, hätte, Fahrradkette», meinte er nur zu diesen Spekulationen. «Aber ja, das heutige Rennen zeigt: Wenn das Pendel mal auf die richtige Seite ausschlägt, dann liegt auch wieder eine Medaillen drin. Ich habe gehofft, in Paris in Top-Form zu sein. Aber man hat nicht alle Faktoren in den eigenen Händen.»
Küngs Diplom von Tokio liegt irgendwo in seinem Büro herum, hatte er im Vorfeld erzählt. «So etwas hängt man nicht an die Wand. Schon gar nicht, wenn ein 4. Rang draufsteht.» Nach zwei Olympischen Spielen mit insgesamt drei Diplomen erhalten die Auszeichnungen mit den fünf Ringen dereinst womöglich doch noch einen würdigen Platz. Nun gilt aber der Fokus der Heim-WM in Zürich. Auf die nächste Chance für eine Medaille muss er nicht einmal zwei Monate warten.
Hirschi im Feld hinten blockiert
Marc Hirschi, die eigentliche Schweizer Nummer 1 im Strassenrennen, trat nicht gross in Erscheinung. Dem Berner bot sich auch keine Möglichkeit. «Als Remco (Evenepoel) angriff, um zur Gruppe mit Stefan (Küng) aufzuschliessen, hat es jeder gesehen, jeder erwartet, aber keiner konnte folgen. Als er weg war, war im Feld der ‹Pfupf› draussen.» Evenepoels Kollegen hätten hinten blockiert.