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Stefan Küng nimmt in Roubaix den nächsten Spitzenplatz ins Visier

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Stefan Küng nimmt in Roubaix den nächsten Spitzenplatz ins Visier

5. April 2024, 18:01 Uhr
Stefan Küng vor zwei Jahren unterwegs auf den Pavés und zum 3. Platz in Roubaix
© KEYSTONE/EPA/CHRISTOPHE PETIT TESSON
Stefan Küng fühlt sich trotz seines schmerzhaften Sturzes zuletzt bei der Flandern-Rundfahrt zu 100 Prozent bereit für den Pavé-Klassiker Paris - Roubaix.

In den letzten Tagen spürte Küng das beim Sturz in Mitleidenschaft gezogene linke Knie durchaus noch «ein bisschen». Auch musste er das Training auf dem Fahrrad etwas anpassen, zudem standen für ihn ein paar zusätzliche Physiotherapie-Sitzungen an.

Doch mittlerweile fühlt sich der Thurgauer gut erholt. Er ist voller Zuversicht, dass der nicht selber verschuldete Vorfall vom Ostersonntag für Paris - Roubaix «keinen Einfluss» haben wird. «Beim Fahren verspüre ich keine zusätzlichen Beschwerden», erzählt Küng am Freitag, nachdem er mit seinen Teamkollegen von Groupama-FDJ die ersten paar Pavé-Abschnitte des sonntäglichen Rennens rekognosziert hat.

Fahren wie auf Glatteis

Die Erkundung eines Teils der fast 260 km langen Strecke hinterliess beim 30-Jährigen jedoch zwiespältige Gefühle. Daran Schuld sind vor allem berühmt-berüchtigte Sektoren wie derjenige durch den Wald von Arenberg, «wo die Pavés teils völlig quer in der Landschaft liegen». Den Zustand des Kopfsteinpflasters bezeichnet Küng als «recht übel. Alles ist feucht und extrem schlammig.» Bei solchen Bedingungen auf den Pavés zu fahren, «fühlt sich an wie auf Glatteis». Küng hofft darauf, dass bis am Sonntag möglichst kein Regen mehr fällt. «Ansonsten wird es wirklich chaotisch.»

Bei trockenen Bedingungen findet es der Ostschweizer hingegen sogar «cool, auf den Pavés zu fahren. Dann macht es Spass. Wichtig ist, dass du auf den Pavés nicht Passagier bist, sondern diese attackierst. So hast du mehr das Gefühl, dass du Herr der Lage bist.»

Als Rennplan hat sich der Vorjahres-Fünfte und Dritte von 2022 vorgenommen, bei einem frühen Defekt cool zu bleiben und auch nicht von Anfang an um jede Position zu kämpfen. «Mein Ziel ist es schliesslich, im Velodrom in Roubaix möglichst weit vorne zu sein - und nicht am Anfang irgendeines Pavé-Sektors.» Generell wichtig sei es in Roubaix, dass man das Glück nicht erzwingen wolle. «Es geht darum, eine Gelassenheit mitzubringen und keinesfalls übermotiviert zu sein, wie ich das in den früheren Jahren war. Dann kommt es meistens nicht gut.»

Schikane verringert das Risiko

Als grundsätzlich gute Massnahme bezeichnet Küng auch die neu erstellte Schikane vor dem Wald von Arenberg. «So fährt man nicht mit Tempo 60 in den Sektor hinein. Da blieb einem oft nur das Beten und die Hoffnung, dass der Pneu am Vorderrad hält. Bei einem Platten vorne hast du schlicht keine Chance.»

Als «nicht ideal» findet der in seinem zehnten Profi-Jahr stehende Küng, der zum neunten Mal beim Pavé-Klassiker im Norden Frankreichs antritt, die Kurzfristigkeit, mit welcher die Schikane eingeführt worden ist. Dabei kenne man die Thematik beim Arenberg doch schon lange. Mit der Kritik, dass mit der Schikane nur ein anderer gefährlicher Punkt kreiert wurde, ist der Thurgauer einverstanden. «aber dieser Punkt ist nun nicht mehr in einem Pavé-Abschnitt. Das verringert eindeutig das Risiko.»

Gedanken über die Zukunft

Über die Risiken seines Berufs macht sich Küng zunehmend Gedanken. Umso mehr nach einem Massensturz wie demjenigen am Donnerstag bei der Baskenland-Rundfahrt, als neben den Stars Jonas Vingegaard und Remco Evenepoel noch ein halbes Dutzend weiterer Fahrer im Spital landete.

«Das geht an mir nicht spurlos vorbei. Umso mehr du dann noch weisst, dass es am Sonntag auf den schlammigen Pavés ganz sicher Chaos geben wird. Im Baskenland erlitten mehrere Fahrer teils gravierenden Verletzungen. Da fragst du dich selber dann schon: ‹Wie lange will ich mir das noch antun?›»

Quelle: sda
veröffentlicht: 5. April 2024 18:01
aktualisiert: 5. April 2024 18:01