Soll wieder eine Liebesgeschichte sein
Die Nationalmannschaft und Grégory Hofmann, das war zuletzt keine Liebesgeschichte. Sowohl im November 2023 als auch im vergangenen Februar verletzte sich der 32-jährige Stürmer im Rahmen der Euro Hockey Tour am rechten Fuss. Er musste sich zweimal einer Operation unterziehen, die zweite Verletzung war gleichbedeutend mit dem Saisonende.
«Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich nicht darüber nachdenke, was passiert ist», erzählt Hofmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ich nahm mir viel Zeit, meine Karriere zu reflektieren, darüber, was gut und was weniger gut gelaufen ist. Das half mir, das Ganze zu akzeptieren.» Er schätzt, dass er bis im Alter von 30 Jahren nur kleinere Verletzungen erlitten hat. «Verletzungen sind Teil einer Karriere», so Hofmann.
Bald zum zweiten Mal Vater
Schwieriger machte den ganzen Prozess, dass er dreimal innert kurzer Zeit länger ausfiel. Schon im Januar 2023 verletzte er sich am Fuss, damals am linken. Er hat nun noch mehr erkannt: «Das Leben ist schön mit Eishockey, aber es gibt auch eines ohne.» Hofmann wird im April zum zweiten Mal Vater einer Tochter. Jene, die bereits auf der Welt ist, feiert im Januar ihren dritten Geburtstag. Auch von ihr hat er einiges gelernt: «Ich war oft fokussiert auf Sachen, die wenig Sinn machen. Dann siehst du deine Tochter und spürst, wie wichtig für sie die kleinen Momente sind.» Hofmann war zudem manchmal zu verbissen, wollte zu viel, das kann er mittlerweile kontrollieren. Er betont aber: «Das ist auch eine Stärke von mir.»
Nun hofft er, wieder durchstarten zu können. Was fehlt noch? «Das Timing, der Rhythmus, die Konstanz. Ich habe noch einiges an Steigerungspotenzial, bin aber zufrieden mit meinem aktuellen Formstand. Ich brauche nun einfach weitere Partien.» Schmerzen im rechten Fuss hat er keine mehr, er kann auch neben dem Eis wieder alles machen. «Die Mobilität und die Kraft sind zurück», sagt Hofmann. Allerdings fühlt sich der Fuss nicht mehr so an wie früher. «Das Wichtigste ist aber, dass ich nicht mehr an ihn denke, das ist sehr positiv.»
Zu seinen grössten Stärken gehört die Explosivität, diesbezüglich wies er Werte aus, die nur wenige hinbekommen. Das damalige Niveau erreicht er selbstredend noch nicht. In diesem Sommer lag der Fokus auf der Rehabilitation und dem Kraftaufbau. «Es ist ein Prozess, wieder die alten Werte zu erreichen», betont er.
Ein Familienmensch
Hofmann kehrte Anfang 2022 zum EV Zug zurück, obwohl er von den Columbus Blue Jackets die Chance erhalten hatte, in der NHL zu spielen. In 24 Partien in der besten Eishockey-Liga der Welt erzielte er zwei Tore und fünf Assists. Die Zeit dort bezeichnet er als hart, aber auch als sehr schön. Er wurde nicht so eingesetzt, wie er sich das erhofft hatte, der Hauptgrund für die Rückkehr in die Schweiz war jedoch, dass er nicht getrennt von seiner Frau und der damals neugeborenen Tochter leben wollte.
«Es war ein schwieriger Entscheid, aber der richtige zu diesem Zeitpunkt, denn ich bin ein Familienmensch», blickt Hofmann zurück. «Aber klar, ich musste einen Preis dafür zahlen, nämlich den Traum von der NHL aufzugeben.» Bedauert hat er das nie, viel mehr ist er überzeugt, dass ihn das Ganze zu einem besseren Menschen gemacht hat. Hilfreich war auch, dass er mit dem EVZ nach der Heimkehr zum zweiten Mal in Folge den Meistertitel gewann.
Nun also ist Hofmann zurück im Nationalteam, obwohl er in der vergangenen Woche vor dem Spiel bei Ambri-Piotta wie vier Zuger Teamkollegen eine Lebensmittelvergiftung erlitten hat. «Nach drei Tagen war es wieder gut», erzählt Hofmann. Mehr möchte er dazu nicht sagen. Vielmehr betont er seine grosse Motivation, wieder für die Schweiz, mit der er 2018 WM-Silber geholt hat, zu spielen. Er will sich unbedingt für weitere Einsätze empfehlen, umso mehr, als 2026 Olympische Spiele sowie die Heim-WM in Zürich und Freiburg auf dem Programm stehen. Das Nationalteam und Gregory Hofmann soll wieder eine Liebesgeschichte sein.