Sion schafft die Überraschung
Sion und der Schweizer Cup, das ist eine Liebesgeschichte. Nur die Grasshoppers (19 Mal) haben diesen Wettbewerb öfter gewonnen als die Walliser, die wie Basel 13 Mal die Trophäe in die Höhe gestemmt haben. Der letzte Triumph liegt neun Jahre zurück. 2017 standen die Sittener letztmals im Final, in dem sie Basel 0:3 unterlagen. Es ist ihre bisher einzige Niederlage in einem Cup-Endspiel.
Seither ist einiges passiert, vor einem Jahr stieg Sion gar in die Challenge League ab. In der Folge übernahm Didier Tholot zum vierten Mal beim Traditionsverein den Trainerposten. Unter der Führung des Franzosen gewannen die Sittener 2009 und 2015 den Cup. Und nun trennen sie noch zwei Siege vom «Triple» mit Tholot.
Abwegig ist das nicht. Sion hat in nunmehr 27 Pflichtspielen in dieser Saison nur einmal verloren und führt die Challenge League klar an. Im Cup schaltete es in der 2. Runde bereits die oberklassigen Grasshoppers (3:0) aus. Und nun siegten die Sittener verdient gegen YB, den Leader der Super League.
Dilettantisch verteidigt
Das wichtige 1:0 vor 14'200 Zuschauern im Tourbillon erzielte Ylyas Chouaref in der 19. Minute. Numa Lavanchy lancierte den Franzosen von der Seite im Strafraum, worauf dieser dem Berner Goalie Anthony Racioppi keine Chance liess. So schön der Treffer herausgespielt war, so dilettantisch stellten sich die Gäste an. Sie agierten viel zu ballorientiert, Chouaref hätte nie und nimmer dermassen frei zum Abschluss kommen dürfen.
Die Reaktion von YB: ineffektiver Ballbesitz. Auch nach der Pause kam lange keine Reaktion. Zwar starteten die Berner mit einem guten Angriff in die zweite Halbzeit, das war es dann aber auch. In der 64. Minute erhöhte Dean Sorgic auf 2:0, nachdem Joel Schmid zuvor noch mit einem Kopfball aus naher Distanz an Racioppi gescheitert war. Das Tor war symptomatisch für das Spiel, setzte doch Theo Bouchlarhem entschlossen nach und ermöglichte so erst den Treffer.
Diese Entschlossenheit fehlte den Bernern über weite Strecken der Partie. So schaute nicht mehr als der Anschlusstreffer durch Silvere Ganvoula (81.) heraus. In der Nachspielzeit hatten die Gäste Pech, als erneut Ganvoula den Ball an die Latte hämmerte.
Nutzlose Aussprache
YB war in den letzten Jahren stets ein Synonym für Ruhe. Damit ist es nun wohl endgültig vorbei, nachdem die Berner schon am Sonntag das wichtige Heimspiel gegen Servette 0:1 verloren haben, womit der Vorsprung auf die zweitplatzierten Genfer auf vier Punkte schrumpfte. Torhüter David von Ballmoos bemängelte danach die Einstellung einiger Spieler. Die Aussprache brachte jedoch vorerst nicht den gewünschten Erfolg. Es wird immer wahrscheinlicher, dass der Vertrag mit Raphael Wicky nicht verlängert wird, wenn er überhaupt bis Saisonende im Amt bleibt.
Telegramm:
Sion - Young Boys 2:1 (1:0)
14'200 Zuschauer. - SR San. - Tore: 19. Chouaref 1:0. 64. Sorgic 2:0. 81. Ganvoula 2:1.
Sion: Fayulu; Lavanchy, Schmied, Ziegler, Hefti; Bua, Kabacalman; Berdayes, Chouaref, Bouchlarhem (79. Chipperfield); Sorgic (84. Diouf).
Young Boys: Racioppi; Blum, Camara, Amenda (86. Husic), Hadjam (46. Persson); Lauper; Joël Monteiro (67. Mvuka Mugisha), Lakomy, Males (77. Colley); Elia, Itten (67. Ganvoula).
Bemerkungen: Verwarnungen: 38. Lavanchy. 45. Hadjam. 48. Bouchlarhem. 70. Ganvoula, 83. Amenda.