Selbst der Verlierer wird sich freuen
Stan Wawrinka und Gaël Monfils gehören zur seltenen Spezies von Tennisprofis, die sich privat öfter treffen als auf den Turniercourts dieser Welt. Erst sechsmal haben sie offiziell gegeneinander gespielt und je dreimal gewonnen. Zusammen trainiert oder sonst Sachen unternommen haben sie hingegen weit mehr. «Er ist praktisch mein Nachbar», erzählt der 39-jährige Waadtländer. «Und einer meiner besten Freunde im Tenniszirkus.»
Monfils widerspricht, natürlich, nicht. Es sei immer «cool» gegen Wawrinka zu spielen. Er sei sein Kumpel, aber noch mehr als das. «Er hat mir bei vielen Dingen geholfen, auch in meinem persönlichen Leben», schwärmte der eineinhalb Jahre jüngere Franzose nach seinem überzeugenden Viersatzsieg gegen Adrian Mannarino. Egal, was passieren werde, sie würden Spass haben auf dem Platz. «Und zusammen lachen.»
Keine Rasenspezialisten
Auf Rasen treffen die beiden erstmals aufeinander, so dass eine Prognose schwierig ist. Monfils war in diesem Jahr bis jetzt wesentlich erfolgreicher unterwegs und kämpfte sich bereits wieder auf Platz 33 des ATP-Rankings zurück, nachdem er zwischenzeitlich aus den Top 100 gefallen war. Gras ist zwar seine schwächste Unterlage und in Wimbledon weist er in zwölf Anläufen nur einen Achtelfinal auf, doch letzte Woche erreichte er auf Mallorca immerhin den Halbfinal. Wawrinka schaffte es in Wimbledon immerhin zweimal in die Viertelfinals, auch wenn dies neun respektive zehn Jahre her ist.
Wawrinka gewann zum Auftakt gegen den Engländer Charles Broom zwar standesgemäss in drei Sätzen, zeigte gegen die Nummer 248 der Welt aber auch ein paar Schwächen. Er wird sich wohl noch steigern müssen.
Keine Überraschungen
Bei Gaël Monfils weiss man eigentlich sowieso nie, was einen erwartet. Der mit der ukrainischen Spitzenspielerin Jelina Switolina verheiratete und vor knapp zwei Jahren Vater einer Tochter gewordene Pariser ist im Guten wie im Schlechten auf einem Tennisplatz zu fast allem fähig. Einen wird er aber nicht überraschen können: Stan Wawrinka.
«Wir kennen uns in- und auswendig», betont der dreifache Grand-Slam-Champion. «Wir haben meist einen grossen Kampf, aber Überraschendes wird es nicht geben. Entscheidend wird sein, wer besser spielt, wer die Initiative ergreifen und den anderen knacken kann.» Auch wenn die beiden in Wimbledon nicht gleich grosse Stricke zerrissen haben wie bei den anderen Major-Turnieren, garantiert ihre Popularität bei den Fans ihnen am Mittwoch einen Auftritt auf dem drittgrössten Court (gegen 17.00 Uhr).
Eines ist für Wawrinka sowieso klar: «Der Verlierer wird sich für den Sieger freuen.» Auch das gibt es auf der hart umkämpften Tennistour eher selten.