Sechs Minuten zum Glück für die Niederlande
Sechs starke Minuten reichten den Niederländern, um sich den Vorstoss in den Halbfinal zu sichern. In der 70. Minute traf Verteidiger Stefan de Vrij nach einem Eckball mit anschliessender Flanke von Memphis Depay zum 1:1 und kurz nach Beginn der Schlussviertelstunde machte Cody Gakpo mit dem 2:1 die Wende perfekt.
Die Türkei, so etwas wie die zweite Heimmannschaft an dieser EM, sah sich in Berlin vor ihren lautstarken Fans innert kürzester Zeit um den Lohn ihrer guten Arbeit gebracht. Die meiste Zeit nämlich hinterliessen die Türken einen hervorragenden, gefestigten Eindruck und waren tonangebend. Der erstaunliche 19-jährige Arda Güler, bei Real Madrid noch meistens Ersatzspieler, war für die offensiven Höhepunkte oft mitverantwortlich. Seine Flanke fand in der 35. Minute den völlig freistehenden Samet Akaydin, der mit dem Kopf zum 1:0 traf. Und in der 56. Minute verhinderte nur der Pfosten ein Freistoss-Tor des Teenagers.
Das 2:0 war öfter in der Luft als das 1:1. Nur dank Goalie Bart Verbruggen wurde der zweite Gegentreffer in der 65. Minute verhindert. Diese Parade war der Weckruf für die Elftal, die nun mit mehr Vehemenz und Personal angriff und prompt belohnt wurde. Ein kurz ausgeführter Eckball brachte die türkische Abwehr vor dem 0:1 ein erstes Mal durcheinander. Später war es die flache Hereingabe von Denzel Dumfries, die Gakpo auf unkonventionelle Art das vierte EM-Tor ermöglichte. Damit ist der Stürmer von Liverpool bester Torschütze dieses Turniers.
Die entscheidende Figur war aber De Vrij. Der routinierte Verteidiger, bei Inter Mailand Teamkollege von Dumfries und Yann Sommer, schoss mit seinem vierten Länderspiel-Tor nicht nur das 1:1, sondern verhinderte später für seinen geschlagenen Keeper das 2:2. Überhaupt zeigten die Türken eine Schlussoffensive, die einen Treffer verdient hätte. Aber nach De Vrij legte auch Goalie Verbruggen ein eindrückliches Veto ein, als er in der Nachspielzeit den Abschluss des 18-jährigen Semih Kilicsoy brillant parierte.
Um sich den zweiten EM-Final nach dem gewonnenen von 1988 zu sichern, muss die Niederlande am Mittwoch noch England schlagen. Die Türkei lieferte derweil ein Muster ihrer Möglichkeiten. Mit dieser vom Italiener Vincenzo Montella trainierten Mannschaft ist in Zukunft zu rechnen.
Telegramm:
Niederlande - Türkei 2:1 (0:1)
Berlin. - 70'091 Zuschauer. - SR Turpin. - Tore: 35. Akaydin 0:1. 70. De Vrij 1:1. 76. Müldür (Eigentor) 2:1.
Niederlande: Verbruggen; Dumfries, De Vrij, Van Dijk, Aké (73. Van de Ven); Schouten, Simons (87. Zirkzee), Reijnders (73. Veerman); Bergwijn (46. Weghorst), Depay (87. Frimpong), Gakpo.
Türkei: Günok; Müldür (72. Celik), Ayhan (89. Kilicsoy), Akaydin (72. Tosun), Bardakci, Kadioglu; Yilmaz, Özcan (77. Yokuslu), Calhanoglu, Yildiz (77. Aktürkoglu); Güler.
Bemerkungen: Niederlande komplett. Türkei ohne Demiral, Kökcü und Yüksek (alle gesperrt). 56. Pfostenschuss Güler. Verwarnungen: 30. Simons, 54. Aké, 64. Van Dijk, 94. Tosun, 94. Montella (Trainer Türkei), 96. Yildirim (Ersatzspieler Türkei), 96. Weghorst.