Niederreiter fühlt sich mehr und mehr geschätzt
Die Erleichterung und Freude ist gross bei Niederreiter, als er in der Nacht auf Sonntag im Heimspiel der Winnipeg Jets gegen die Pittsburgh Penguins (2:1) das entscheidende 2:0 erzielt. Denn damit endete seine 15 Partien dauernde Tor-Flaute, die er im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA als «sehr ärgerlich» bezeichnet. «Vor allem, weil ich einen sehr guten Start hatte, was das Toreschiessen betrifft.»
Niederreiter steht nach 50 Partien bei 13 Saisontreffern und ebenso vielen Assists. Das ist ein solider Wert, zumal er nun eine defensivere Rolle einnimmt. «Das hält mich jedoch nicht davon ab, unbedingt 20 und mehr Tore schiessen zu wollen», stellt der 31-jährige Churer klar.
Vertrag gibt Sicherheit
Niederreiter ist ein Spieler, der sich viele Gedanken macht, wenn er nicht wie gewünscht punktet. Mittlerweile kann er aber besser damit umgehen, was auch daran liegt, dass seine Zukunft fürs Erste geregelt ist. Anfang Dezember hat er den Ende Saison auslaufenden Kontrakt mit Winnipeg bis 2027 verlängert, wobei er weiterhin jährlich vier Millionen Dollar verdient.
Mit drei Jahren erhielt Niederreiter jene Vertragsdauer, die er sich gewünscht hatte. Das zeigt ihm, dass er die Erwartungen der Organisation erfüllt. Er ist stolz darauf, eingesetzt zu werden, wenn der Gegner ohne Torhüter den Ausgleich anstrebt, es darum geht, den Puck aus der Gefahrenzone zu bringen. Dabei profitiert er davon, dass er einer der besseren Spieler der Liga an der Bande ist. «Ich fühle mich hier mehr und mehr geschätzt», sagt Niederreiter. «Sie wissen, dass ich defensiv ein sicherer Wert bin.»
Drei Jahre hatte der zweifache WM-Silbermedaillengewinner auch deshalb angestrebt, weil er unbedingt zum erlauchten 1000er-Klub der NHL gehören möchte. In der besten Eishockey-Liga der Welt zählen dafür nur die Spiele in der Qualifikation, Niederreiter steht aktuell bei 860 Partien. Von den Schweizern liegt in dieser Statistik einzig Roman Josi (880) vor ihm. «Um diese Marke zu erreichen, muss vieles stimmen», ist sich Niederreiter bewusst.
Winnipeg schätzen gelernt
Die Jets sind nach den New York Islanders, den Minnesota Wild, den Carolina Hurricanes und den Nashville Predators seine fünfte Station in der NHL. Zwar wäre er gerne in Nashville geblieben, um weiter mit seinem guten Freund Josi zusammenspielen zu können, doch hat er Winnipeg nach dem Trade im Februar 2023 trotz den sehr tiefen Temperaturen schätzen gelernt. «Es ist eine Stadt, die nicht alles auf den ersten Blick präsentiert, sie ist aber sehr gemütlich», sagt Niederreiter, der in unmittelbarer Nähe des Stadions wohnt.
Hat er seinen letzten Vertrag in der NHL unterschrieben? Das ist sehr gut möglich. Jedenfalls dürfte danach die Familienplanung ein Thema sein. Seine Freundin Cecilia hat ihren Master-Abschluss in Jura an der Universität Zürich gemacht und ist nun an der Doktorarbeit dran. Die beiden führen oft eine Fernbeziehung. Insofern kann es sich Niederreiter, der seit 2009 in Nordamerika spielt, gut vorstellen, nach 2027 in die Schweiz zurückzukehren und dort die Karriere zu beenden.
Winnipeg defensiv die Nummer 1
Zuerst aber will er sich mit Winnipeg den grössten Traum erfüllen, nämlich den Stanley Cup zu gewinnen. Die Jets befinden sich auf Playoff-Kurs, sind trotz fünf Niederlagen in den letzten sechs Partien das achtbeste Team der Liga und haben mit Abstand am wenigsten Gegentreffer (117) zugelassen - in 32 der bisherigen 50 Saisonspielen kassierte Winnipeg zwei und weniger Tore.
Das kommt nicht von ungefähr, legt doch Trainer Rick Bowness in seinem System enorm viel Wert auf die Defensive. Und der Teamgedanke steht bei ihm über allem. Zudem ist er ein Mann der klaren Worte. Unmittelbar nach dem letztjährigen Ausscheiden in den Playoff-Achtelfinals gegen den späteren Champion Vegas Golden Knights (1:4) sagte er, dass er angewidert sei. Sie hätten keinen Widerstand geboten. Ihre besten Spieler seien nicht annähernd so gut gewesen wie diejenigen der Knights.
Das kam bei einigen seiner Schützlinge nicht gut an, insbesondere bei Starspieler Blake Wheeler, den Bowness vor der Saison als Captain abgesetzt hatte. Wheeler ist nun bei den New York Rangers tätig. «Er hat einen Wechsel gebraucht, das tat allen gut», sagt Niederreiter diplomatisch. Ausserdem wurde vor der aktuellen Spielzeit Tacheles geredet, konnte jeder sagen, was ihn beschäftigte.
Das war ein weiteres Puzzlestein, dass es den Jets besser als von vielen erwartet läuft, denn mit Pierre-Luc Dubois (zu den Los Angeles Kings) verliess im Sommer ein weiterer Schlüsselspieler die Mannschaft. Es darf in Winnipeg also geträumt werden, umso mehr, als zu Beginn des Monats Sean Monahan von den Montreal Canadiens geholt wurde. Es wäre an der Zeit, dass wieder einmal ein kanadisches Team die wichtigste Eishockey-Trophäe in die Höhe stemmt - das war letztmals 1993 (Montreal) der Fall. Dann wäre bei Niederreiter die Freude noch grösser.