Mutmassliche mafiöse Machenschaften in Mailänder Fussballstadion
«Ein juristisches Erdbeben erschüttert Inter und Milan», schreibt die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Den beiden Mailänder Fussballclubs Inter Mailand und AC Mailand drohe die Zwangsverwaltung. Diese werde verfügt, wenn sie nicht nachweisen könnten, dass sie keine Verbindungen haben, welche Formen von Einschüchterung oder Unterwerfung gegenüber den Ultras beinhalteten.
Die bisherigen Ermittlungen zeigten eine klare Abhängigkeitssituation des Vereins Inter Mailand gegenüber den Vertretern der «Curva Nord» - also den Ultras des Clubs. Den Anführern der Nordkurve wird «mafiöses Vorgehen» vorgeworfen, ein führendes Mitglied der Ultras gehört zu den am Montag Verhafteten.
Daneben wird auch wegen Erpressung, Falschaussagen, der Herstellung gefälschter Dokumente, dem unbefugten Zugang zu Computersystemen, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Körperverletzungen und Schlägereien ermittelt. Die Strafuntersuchung verfolge mehrere Ermittlungsstränge, welche im Jahr 2018 ihren Anfang genommen hätten.
Verstrickungen mit der 'Ndrangheta
Die Abhörprotokolle zeigten eine regelrechte «Gier nach Blut und nach Gewinnen», schreibt die Ansa weiter. Diese führte zu Absprachen und Druck auf die Vereine, um insbesondere den Weiterverkauf von Tickets zu überhöhten Preisen in den Fankurven zu kontrollieren. Diese Geschäfte seien auch mit der kalabresischen Mafia 'Ndrangheta geteilt worden.
Zwar hätten sich die beiden Mailänder Fussballvereine sofort bereit erklärt, mit den Ermittlern zusammenzuarbeiten und jede angeforderte Dokumentation und Information bereitzustellen. Doch das Bild, das sich aus der umfangreichen und detaillierten Untersuchung der Staatsanwaltschaft Mailand ergebe, sei «besorgniserregend», hält die Ansa fest.
«Gebiet ohne rechtliche Kontrolle»
Das Stadion von San Siro und die damit verbundenen Aktivitäten stünden «ausserhalb jeder rechtlichen Kontrolle», bei Inter Mailand gebe es grosse «organisatorische Mängel» in der Verwaltung der Beziehungen zur Fangemeinde, zitiert Ansa die Unterlagen der Staatsanwaltschaft.
Den Ultras sei es gelungen, «jede Aktivität zu durchdringen», die mit dem Stadion San Siro zu tun hat. Dieses sei in «freies Gebiet» ohne jegliche rechtliche Kontrolle verwandelt worden.
Der Mangel an Gegenmassnahmen gegen die zahlreichen gewaltsamen Zusammenstösse hätten ideale Bedingungen für eine Kontrolle über fast alle wirtschaftlichen Aktivitäten im Stadion geschaffen.