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Meilensteine, Millionen und Medizin: Umstrittene Doping-Spiele

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Meilensteine, Millionen und Medizin: Umstrittene Doping-Spiele

24. April 2025, 08:52 Uhr
Das Symbolfoto zeigt eine Spritze
© KEYSTONE/EPA/PATRICK SEEGER
Die Macher nennen sie Enhanced Games: Spiele, bei denen Doping erlaubt ist. Es geht um viel Geld. Und um den Traum vom Supermenschen.

Ihren Internet-Auftritt garnieren die sogenannten Enhanced Games mit einer ganz besonderen Liste von Bestmarken. 22 Weltrekorde sind dort aufgeführt. Es fängt an mit Ben Johnsons Olympia-Lauf 1988 über 100 Meter. Auch Lance Armstrong, der einst als Ikone des Radsports gefeierte Amerikaner, darf nicht fehlen. Siebenmal stand er bei der Ankunft der Tour de France mit dem Gelben Trikot in Paris.

«Wir würdigen diese Personen als Pioniere der menschlichen Leistung und erkennen ihre Leistungen als Massstab für menschliche sportliche Leistungen an, seien sie nun natürlich oder verbessert», heisst es zu den aufgeführten Rekorden - die in der Welt ausserhalb der Enhanced Games entweder stark umstritten oder keine Rekorde mehr sind.

So wie bei Johnson und Armstrong. Beide wurden des Dopings überführt. Für die Macher der Enhanced Games sind sie aber Vorbilder. Doping soll bei diesen Spielen nicht nur erlaubt sein. Leistungssteigerung dank Medizin ist das Prinzip. Als «ultimative Demonstration dessen, wozu der menschliche Körper fähig ist», preisen die Organisatoren die Spiele, die für dieses oder nächstes Jahr geplant sind. Der Ort steht noch nicht fest.

Eine Million als Prämie für «Weltrekorde»

Dafür aber Preisgelder, die es in sich haben und auch Sportler verführen sollen: Eine Million US-Dollar gibt es etwa für eine neue Bestzeit über 100 Meter in der Leichtathletik und 50 Meter im Schwimmen. 250'000 US-Dollar werden bei «Rekorden» in anderen Disziplinen ausgelobt.

Hinter dem Projekt steht unter anderen der deutsche Milliardär Christian Angermayer. «Der Mensch ist darauf programmiert, den schnellsten Mann oder die schnellste Frau sehen zu wollen», sagte er einmal dem US-Magazin «Forbes»: «Wir wollen nicht den schnellsten natürlichen Menschen sehen.»

Laut dem «Manager-Magazin» kennt Angermayer so gut wie kein anderer Wirtschaftsvertreter oder Politiker in Deutschland die Familie und die Regierung von US-Präsident Donald Trump, dessen Sohn auch einer der Investoren hinter dem Projekt ist.

Dass dieser nicht mit Superlativen spart, wenn es um die Enhanced Games geht, ist kaum verwunderlich. «Hier geht es um Exzellenz, Innovation und amerikanische Dominanz auf der Weltbühne - etwas, worum es der MAGA-Bewegung (Make America Great Again) geht», erklärte Donald Trump Junior bei der Bekanntgabe seines Einstiegs über die Investmentfirma 1789 Capital.

Leichtathletik, Schwimmen und Kraftsport

«Mit diesen hochkarätigen Investoren bauen wir etwas Revolutionäres auf - Sport ohne Heuchelei, bei dem die Besten tatsächlich die Besten sein können. Unsere Investoren sehen die Zukunft», sagte der Präsident der Enhanced Games, Aron D'Souza.

D'Souza und seinen Mitstreitern gehe es nur vordergründig um sportliche Superlative, schrieb die «Neue Zürcher Zeitung»: «Sie sind überzeugte Transhumanisten, Menschen also, die alles unternehmen, um möglichst lange zu leben, auch mit der Einnahme von chemischen Substanzen.» Unter seinem Namen auf seinem Instagram-Account steht bei D'Souza: «Auf der Mission, eine neue Super-Menschheit zu schaffen.»

Die Macher bezeichnen sie als die «neuen Olympischen Spiele für ein neues goldenes Zeitalter». In dem Video mit dem ungebremsten Selbstlob taucht auch US-Präsident Trump auf, zitiert wird er aus einer Rede: «Das Unmögliche zu tun ist das, was wir am besten können.»

Jährlich sollen die Enhanced Games an verschiedenen Orten stattfinden. Leichtathletik, Schwimmen und Kraftsport sollen zunächst im Programm stehen. Weitere Details gibt es nicht. Den Sportlerinnen und Sportlern soll aber freigestellt sein, «ob sie als natürliche oder verbesserte Athleten» teilnehmen wollen.

Alles unter ärztlicher Aufsicht

Medizinischer Verantwortlicher für die Athleten ist Dan Turner. Laut «New York Times» stellte er klar, «dass es absolut nicht der Fall» sein werde, dass alles akzeptiert werde. Eine Liste mit Mitteln, die verboten sein sollen, gibt es bislang aber noch nicht. Turner bekräftigte demnach, dass Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden dürfen.

In einer ersten Phase soll ein medizinisches Profil erstellt, in einer zweiten die Teilnehmer in drei Gruppen eingeteilt werden: «Natürliche Athleten», «unabhängige verbesserte Athleten» und «verbesserte Team-Athleten». Phase drei - so wird es auf der Website dargestellt - besteht aus medizinischer Überwachung sowie personalisierter Leistung und finanzieller Unterstützung. Phase vier sind die Enhanced Games selbst.

Scharfe Kritik von IOC und Dopingjägern

«Es gibt nur eine Botschaft, und die lautet: Wenn jemand so dumm ist und meint, er wolle daran teilnehmen, und er gehört zum traditionellen, philosophischen Ende unseres Sports, dann wird er gesperrt, und zwar für lange Zeit», betonte Leichtathletik-Weltverbandschef Sebastian Coe bereits. Der ehemalige Weltklasse-Mittelstreckler bezeichnete die «verbesserten Spiele» als «Nonsens».

Die Welt-Anti-Doping-Agentur sprach von einem «gefährlichen und unverantwortlichen» Konzept der Enhanced Games. Das Internationale Olympische Komitee betonte: «Die Idee der ‹Enhanced Games› verdient keinen Kommentar. Wenn man das Konzept von Fairplay (...) im Sport zerstören will, ist das ein guter Weg.»

Quelle: sda
veröffentlicht: 24. April 2025 08:52
aktualisiert: 24. April 2025 08:52