Medaillenhoffnung, Babypause, Sinnkrise und Virusalarm
Zehn Frauen und drei Männer holten in Tokio insgesamt dreizehn Schweizer Medaillen,. Nur drei Jahre liegen wegen der Corona-Verschiebung zwischen den Spielen in Japan und denen in Paris. Dennoch kehren nur sieben im Zeichen der olympischen Ringe zurück. Ein Überblick, wo die Medaillengewinner von Tokio heute stehen.
Belinda Bencic (27-jährig/Gold im Einzel, Silber im Doppel): Die Ostschweizerin hat den bestmöglichen Grund, um Olympia zu verpassen. Am 23. April wurde sie Mutter einer Tochter. Ihre Karriere will sie fortsetzen.
Nina Christen (30/Gold im Dreistellungsmatch, Bronze im 10 m Luftgewehr): Nach einer zwischenzeitlichen Sinneskrise gehört die Nidwaldnerin wieder zur absoluten Weltspitze. Die Europameisterin vom letzten Jahr gehört auch in Paris zu den heissen Schweizer Eisen.
Jolanda Neff (31/Gold Cross-Country): Erst Anfang Juni fand die St. Gallerin den Grund für ihre wiederholt auftretenden Atembeschwerden bei längerer und intensiver Belastung: eine anstrengungsbedingte Verengung der Stimmbänder. Dank einer logopädischen Behandlung erzielte sie zwar Fortschritte, jedoch nicht genug, um konkurrenzfähig an den Start gehen zu können.
Sina Frei (27/Silber Cross-Country): Neffs Pech ist Freis Glück. In diesem Jahr dürfen im Mountainbike nur noch maximal zwei Fahrerinnen aus dem gleichen Land starten. Die Zürcherin hatte im starken Schweizer Team ursprünglich das Nachsehen, rückt nun aber nach.
Mathias Flückiger (35/Silber Cross-Country): Der Berner erlebte seit seiner Silberfahrt in Japan eine turbulente Zeit. Im Juni vor zwei Jahren wurde er wegen eines vermeintlichen Dopingvergehens suspendiert, dann aber von der Disziplinarkammer von Swiss Olympic in jeder Hinsicht freigesprochen. Zuletzt kam er immer besser in Form ist erneut ein Medaillenanwärter.
Viktorija Golubic (31/Silber Doppel): Die Zürcherin muss in Paris auf ihre Silber-Partnerin Bencic verzichten und kann nur im Einzel antreten. Dort gehört sie nicht zu den Favoritinnen.
Marlen Reusser (32/Silber Zeitfahren): Die Bernerin erlebte ein Frühjahr zum Vergessen. Eine Covid-Erkrankung, ein schwerer Sturz bei der Flandern-Rundfahrt und schliesslich wiederholte Virusinfektionen der oberen Atemwege verunmöglichten ein geregeltes Training. Sie musste deshalb schweren Herzens verzichten.
Jérémy Desplanches (29/Bronze 200 m Lagen): Der Genfer konnte in den letzten Jahren nicht mehr an seine besten Zeiten anknüpfen. Dank der erfüllten B-Limite wird er aber neben der Staffel auch auf seiner Paradestrecke 200 m Lagen schwimmen.
Nikita Ducarroz (27/Bronze BMX Freestyle): Die in North Carolina an der US-Ostküste lebende Westschweizerin schaffte die Qualifikation für das nur zwölfköpfige Olympiafeld souverän. Die Konkurrenz in der sich rasant entwickelnden Trendsportart ist aber hart.
Joana Mäder und Anouk Vergé-Dépré (beide 32/Bronze Beachvolleyball): Die Zürcherin und die Bernerin wurden ein Opfer der Leistungsdichte bei den Schweizer Beachvolleyballerinnen. Sie erfüllten zwar die Qualifikationskriterien, als «nur» drittbestes nationales Duo hatten sie jedoch das Nachsehen.
Linda Indergand (31/Bronze Cross-Country): Auch die Urnerin muss hinter zwei Landsfrauen anstehen.
Noè Ponti (23/Bronze 100 m Delfin): Der Strahlemann aus dem Tessin ist der grösste Schweizer Trumpf im Schwimmbecken. Seit seinem überraschenden Medaillengewinn in Tokio zeigte er sich bei allen Grossanlässen bereit. Auf seiner Paradestrecke 100 m Delfin waren weltweit überhaupt erst fünf Athleten schneller als seine Bestmarke von 50,16 Sekunden. Das ist eine halbe Sekunde schneller als bei seinem Bronzegewinn vor drei Jahren.