Matthias Kyburz' freudiges Wiedersehen mit Paris
Der Fricktaler läuft seit Jahrzehnten über Stock und Stein, durch Wälder und verwinkelte Gassen. In der OL-Szene weiss jeder um seine läuferischen Fähigkeiten. Aber die Frage ‹Wie schnell bin ich wirklich?› konnte auch Kyburz selber nicht beantworten, sie reizte ihn immer wieder.
Der zweite Grund, weshalb Kyburz im Alter von 34 Jahren den Olympia-Marathon läuft, hat mit seinem OL-Palmarès zu tun. Die langjährige Weltnummer 1 hat fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Aber eben nur fast. Der Titel in der Königsdisziplin Langdistanz fehlt ihm noch. Und da der Weltverband der Orientierungsläufer vor ein paar Jahren die Weltmeisterschaften in die Stadt- und Wald-Disziplinen unterteilte, war das Jahr 2024 frei. Erst 2025 an der WM in Finnland geht es dann für Kyburz wieder darum, die letzte Lücke in seinem Palmarès zu schliessen.
Unter Röthlins Anleitung
Kyburz wollte das Projekt Marathon professionell angehen und landete schliesslich bei Coach Viktor Röthlin. Der WM-Dritte 2007 und Europameister 2010 schrieb die Trainingspläne, erhöhte den Umfang von 120 auf 180 km die Woche, steuerte die Belastung. Und auf einmal stand auch die Olympia-Qualifikation zur Debatte. Erst zwei Schweizer Läufer (Röthlin, Tadesse Abraham) hatten zuvor die erforderliche Zeit von 2:08:10 Stunden schon einmal geknackt; Kyburz sollte es mit nur vier Monaten Vorbereitung schaffen.
Am 7. April, beim Marathon in Paris, kam der Tag der Wahrheit. In 2:07:44 Stunden beantwortete Kyburz die Frage ‹Wie schnell bin ich wirklich?› mit dem Prädikat olympiawürdig. «Ich bin überglücklich, dass es geklappt hat», sagt Kyburz und freut sich nun auf die Belohnung mit einem erneuten Marathon am Samstgvormittag durch Paris. «Ich habe schon an vielen Grossanlässen teilgenommen, aber Olympia ist das Grösste.»
Mit den Olympischen Spielen hatte Kyburz schon vor der Qualifikation einen Bezugspunkt. Er sitzt als Athletenvertreter im Exekutivrat von Swiss Olympic und trat in den Ausstand, als auf Antrag von Swiss Athletics über seine Person befunden wurde.
Höhenmeter wie bei einem OL
Für die 42,195 km am Samstagmorgen macht der studierte Biologe weder eine Ansage für die Zeit noch den Rang. 436 m Höhenmeter, die ihm entgegen kommen werden, veranlassen ihn zur folgenden Aussage: «Ich stelle mir einen Lauf vor, bei dem ich auf den letzten 10 km das Feld von hinten aufrolle.»