Marc Hirschi kommt bei den Ardennen-Klassikern nicht auf Touren
Die Vorahnung hat Marc Hirschi nicht getäuscht. «Ich bin nicht in der besten Form ever. Bei der Baskenland-Rundfahrt musste ich leiden. Ich hoffe, ich habe von dieser Woche profitiert und kann nun einen Fortschritt machen. Ich gebe nicht auf», sagte der 26-Jährige vor einer Woche im Vorfeld der Ardennen-Klassiker gegenüber Keystone-SDA.
Vergangenen Sonntag beim Amstel Gold Race musste Hirschi 40 km vor dem Ziel abreissen lassen und auch am Mittwoch bei der Flèche Wallonne trat der einstige Sieger nicht in Erscheinung. Mauro Schmid in beiden Rennen sowie Jan Christen bei seiner Rückkehr am Mittwoch als Edelhelfer von Tadej Pogacar hinterliessen aus Schweizer Sicht den stärkeren Eindruck.
Lieber Herbst als Frühling
Hirschi verneint nicht, dass er im Frühling oft Mühe bekundet, den sechsten Gang zu finden. «Ja, ich habe generell die Erfahrung gemacht, dass es in dieser Jahreszeit etwas schwieriger ist für mich», bestätigte er. Das war auch im Olympiajahr 2024 so, als er beim Gold Race Zweiter wurde - wohl ein Ausreisser nach oben. Hirschi kam erst nach und nach in Top-Form und war letztlich an der Heim-WM in Zürich in der Weltspitze angekommen. Dort kämpfte er in der Verfolger-Gruppe hinter Solist Tadej Pogacar um die Medaillen.
Und auch im Jahr 2020, als Hirschi die Flèche Wallone gewann und bei Lüttich-Bastogne-Lüttich Zweiter wurde, war er ein Spätzünder. Im ersten Jahr der Corona-Pandemie wurden die Ardennen-Rennen in den Herbst verschoben. Hirschi reiste damals als Etappensieger der Tour de France und als WM-Dritter von Imola an.
Neue Freiheiten bei Tudor
«Als Fahrer-Typ bin ich noch der gleiche wie in meinem Superjahr», meint Hirschi. Nach seiner bislang stärksten Phase der Karriere wechselte er auf das Jahr 2021 zum UAE-Team von Pogacar. Von den Helferdiensten, welche er in dieser Equipe zu verrichten hatte, ist er nun seit diesem Jahr wieder grossmehrheitlich befreit. Hirschi pedalt für das Schweizer Tudor-Team und tritt nun mit Julian Alaphilippe als Co-Leader an. «Für mich ist es eine grosse Ehre, dass ich das Team für mich haben kann. Aber ich bin auch froh um die Co-Leaderrolle. So können wir offen ins Rennen steigen», stellt Hirschi klar.
Der Wechsel zum Team Tudor, das (noch) nicht zu den World-Tour-Mannschaften zählt, habe in der Vorbereitung keine Nachteile zur Folge gehabt: «Im Gegenteil. Ich bin zu meinem früheren Trainer Sebastian Deckert zurückgekehrt. Und punkto Trainingsbetrieb und Infrastruktur gibt es keine nennenswerten Unterschiede.»
Nicht nachtragend
Mit Blick auf Lüttich-Bastogne-Lüttich scheint eine Szene aus dem Jahr 2020 im Team Tudor für Zündstoff zu sorgen. Damals verpasste Hirschi den Sieg aus der fünfköpfigen Spitzengruppe wohl nur, weil er im Finale durch einen unerlaubten Schwenker von Alaphilippe behindert worden war. Hirschi verneint Misstöne: «Julian kam damals im Ziel zu mir und hat sich sogleich entschuldigt. Später haben wir noch einmal darüber gesprochen, aber es ist jetzt kein Thema mehr.» Für Sonntag ist demnach auch auf persönlicher Ebene Zusammenarbeit angesagt.