Lars Villiger - ein vielversprechendes Talent
Heimspiel gegen Winterthur, es läuft die 51. Minute, Lars Villiger bringt den FCL mit einem herrlichen Lupfer 2:0 in Führung, nachdem er schon zum 1:0 getroffen hat. «Ein paar Spieler kamen zu mir und sagten, sie hätten vieles erwartet, aber nicht das», sagt der 21-jährige Stürmer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Das hängt damit zusammen, wie es mir momentan läuft. Ich habe viel Selbstvertrauen.»
Neben den vier erzielten Treffern bereitete Villiger zwei weitere Luzerner Tore vor. Den guten Lauf führt er zurück auf «harte Arbeit und ein Team, das gut zusammenpasst mit den Neuzugängen». Er ist jedoch gewarnt. In die vergangene Saison startete er mit vier Treffern in den ersten neun Meisterschaftsspielen ebenfalls vielversprechend, ehe er in der Super League ein halbes Jahr torlos blieb.
Aus Vergangenheit gelernt
Darauf wird Villiger nun viel angesprochen, doch sind das für ihn Tempi passati. Er hat in der schwierigen Phase gelernt, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, um die Lockerheit zu behalten. «Ich sprach ab und zu mit dem Coach (Mario Frick) darüber», erzählt er. «Wenn man sich zu sehr verkrampft, fehlt vor dem Tor die nötige Überzeugung und kann der Ball nicht mehr wie gewollt gespielt werden.»
Villiger kommt zupass, dass der FC Luzern wie kein anderer Verein in der Super League auf eigene Junioren setzt. Trainer Frick sagt dazu: «Das ist die Philosophie des Klubs. Entsprechend war es für mich nie eine Frage, dies mitzutragen. Ich finde es spannend, eigene Talente an die Super League heranzuführen - auch wenn die Entwicklung nicht immer linear verläuft oder planbar ist. Für den Schweizer Fussball wäre es sicherlich wünschenswert, wenn wieder vermehrt eigene Talente gefördert würden.»
Dass Frick früher selber ein guter Stürmer war, hilft Villiger zusätzlich. «Ich kann viel von ihm mitnehmen.» Da dem Schweizer U21-Nationalspieler in der vergangenen Saison trotz der Grösse von 1,90 m kein Tor per Kopf gelungen ist, lässt Frick ihn nun ab und zu mit einem Kopfballpendel trainieren. Das zahlte sich bereits aus. Zwei der vier Meisterschaftstore erzielte Villiger mit dem Kopf.
Er weiss genau, was er will
Begonnen hat Villiger seine Karriere beim FC Sins. Im Aargauer Ort wohnt er noch heute bei seinen Eltern. Den Traum, Fussballprofi zu werden, hegte er schon früh. Als er in der 1. Klasse aufschreiben musste, was er mal werden möchte, notierte er: «Fusbaler». Als der Zettel in der Mittelstufe wieder auftauchte, hätten ihn ein paar belächelt, weil er das Wort falsch geschrieben habe, erzählt Villiger.
Im April 2023 wurde aus dem Traum Realität; Villiger unterschrieb beim FCL einen Profivertrag. Dies tat er allein, einen Berater hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht. Zwar klopften einige bei ihm an, jedoch sagte ihm keiner zu. Das sagt einiges über ihn aus. Er weiss genau, was er will, und verfolgt die Ziele konsequent. Mittlerweile ist er fündig geworden. Zum Team seines Beraters gehört ein Personal Trainer aus München und ein Mentaltrainer aus Konstanz. Mit Ersterem arbeitet er ein- bis zweimal wöchentlich per FaceTime zusammen, um «gewisse Sachen zu optimieren». Den Mentaltrainer nahm er ebenfalls schon in Anspruch. Zuletzt war das Thema, zur Ruhe zu kommen.
Zu Villigers Stärken gehört die Beidfüssigkeit; mit welchem Fuss er besser schiesst, ist nicht offensichtlich. Das ist ihm wichtig, denn unberechenbar zu sein sei für einen Stürmer ein zentraler Punkt. Nach den Schwächen gefragt, antwortet er: «Auf diese konzentriere ich mich nicht.» Ein weiterer Satz, der viel über ihn aussagt.
Kane und Haaland als Vorbilder
Frick traut ihm denn auch eine grosse Karriere zu. «Lars ist sehr mannschaftsdienlich, robust und scheut sich aktuell nicht, konsequent in den Abschluss zu gehen. Wenn er weiterhin hart an sich arbeitet und sich nicht allzu viele Gedanken macht, kann er sich sicherlich auch für höhere Aufgaben empfehlen.»
Hat Villiger eine Traumdestination im Ausland? «Ich formuliere es anders. Wenn ich mit einem Spieler tauschen könnte, würde ich das mit Harry Kane tun. Er ist in einem Klub (Bayern München) tätig, der für jeden gross denkenden Stürmer ein Ziel ist.» Zudem gehört Kane neben Erling Haaland zu seinen Vorbildern, auch weil er eine Leaderfunktion im Team einnimmt. Zuerst einmal möchte Villiger aber in der Super League weiter für Furore sorgen und mit weiteren spektakulären Toren aufwarten.