Lara Gut-Behrami zieht mit 42. Weltcup-Sieg mit Anja Pärson gleich
Gut-Behrami erlebt zum wiederholten Mal in ihrer glanzvollen Karriere eine so anstrengende wie zugleich sehr erfolgreiche Phase. Neun Rennen bestritt die 32-Jährige im Januar, in deren sechs stand sie auf dem Podest - und nie war sie schlechter als Sechste. Dem Sieg am Sonntag im Super-G in Cortina, nach den Plätzen 2 und 5 zuvor in den zwei Abfahrten, liess sie nach nur einem Tag Pause den mit über einer Sekunde Vorsprung herausgefahrenen Triumph im Riesenslalom folgen.
Mit ihrem 42. Weltcup-Sieg zog Gut-Behrami mit der Schwedin Anja Pärson gleich. Das sei «verrückt», befand die nun fünffache Saisonsiegerin im Interview unmittelbar nach dem Rennen. Sie sprach davon, dass es gerade «interessante Tage» seien und «ich glücklich bin, wie ich Ski fahre». Zugleich sei sie «sehr müde, weshalb ich gar nicht klar denken kann».
Die Ski laufen lassen
Auf der Piste Erta in Kronplatz war der Schweizerin bei ihren zwei Fahrten von Müdigkeit nichts anzumerken. Ihr Rezept lautete vielmehr Attacke. «Wenn ich müde bin, dann ist das für mich der bessere und sicherere Weg», so Gut-Behrami im SRF-Interview. Zu sehen war deshalb eine technisch auf höchstem Niveau agierende Athletin, die instinktiv richtig über die zahlreichen Wellen fuhr. Die zudem den Kurvenansatz im Flachen wie im Steilen perfekt erwischte und die Ski immer möglichst talwärts gerichtet hielt.
Fuhr sie am Morgen traumhaft sicher, womit sie sich gegenüber der Konkurrenz ein Polster von sechs Zehnteln und mehr schuf, war der zweite Lauf nicht mehr «so sauber», befand Gut-Behrami selbstkritisch. Doch auch am Nachmittag war ihr Bestreben ersichtlich, aktiv zu bleiben, immer nach vorne zu blicken «und die Ski laufen zu lassen, immer wieder zu beschleunigen». Im unteren Teil wurden die Tor-Abstände zum Teil enger, «dennoch versuchte ich auch da, die Ski immer auf der Taillierung zu haben».
Pause und Regeneration daheim
Es helfe, so die Führende im Riesenslalom-Weltcup im Gespräch mit dem beeindruckten ORF-Reporter, «dass ich mich im Moment sicher auf den Ski fühle. Dadurch kann ich attackieren, ohne zu viel zu riskieren. Mit einem guten Gefühl auf den Ski geht alles ein bisschen leichter. Wobei das Wort ‹leicht› zu gebrauchen, ist bei dieser Müdigkeit vielleicht nicht ganz richtig.»
Als fast noch schöner als den Sieg empfand Gut-Behrami deshalb die Aussicht auf eine Woche Pause und die Gelegenheit zur Regeneration in den heimischen vier Wänden: «Manchmal haben Rennabsagen auch ihr Gutes. Alle Fahrerinnen sind müde.»
So kommt die Tessinerin auch nicht in Versuchung, von Rennen zu Rennen zu hetzen. Das sei ein oft gemachter Fehler, wenn es einem gut laufe, so Gut-Behrami. «Jetzt ist vielmehr eine Pause nötig. Diese gilt es gut auszunützen. Die Saison dauert noch lange. Es wird auch im März noch Rennen geben, in welchen man schnell fahren kann.»
Knieverletzung von 2017 als Wendepunkt
Ihr helfe die Erfahrung ihrer langen Karriere, sagt Gut-Behrami, die am Vorabend vor dem Rennen der zeitaufwändigen Prozedur der öffentlichen Startnummern-Auslosung fernblieb. Die erfahrene Athletin weiss ganz genau, wann sie ihrem Körper die nötige Erholung geben und auf welche Dinge sie den Fokus legen muss. Sie sei schliesslich nicht das erste Jahr dabei.
«Auch meine grosse Verletzung von St. Moritz (Kreuzbandriss an der WM 2017 - Red.) half mir. Ich bin nun anders als vorher, mir ist seither klar, wie wenig es braucht, dass ich mich verletzen kann.» Sie habe seither zwar "überhaupt nicht Angst, mich zu verletzen, aber ich habe Respekt davor. Wenn ich am Start stehe, dann weiss ich, dass ich hundert Prozent bei der Sache sein muss.