Kevin de Bruyne - das stille Genie
Ausschweifende Partys? Aufsehen erregende Videos auf Social Media? Öffentliche Transferdiskussionen? Nicht mit Kevin de Bruyne. Der dreifache Familienvater erfüllt so gar nicht das Klischee des exzentrischen Fussballstars. Dabei kann der 32-jährige Flame aus einem Stadtteil von Gent durchaus unangenehm werden, wenn ihm etwas nicht passt.
In einem Halbzeitinterview kritisiert der damals gerade 20-jährige Jungspund seine Teamkollegen von Genk, mit dem er erst ein Jahr zuvor in der obersten belgischen Liga debütiert hatte, mit harschen Worten. «Ich schäme mich für sie», sprudelt es aus De Bruyne heraus. «Ich schlage vor, dass die, die keine Lust haben, einfach gehen.» Päng! Viele Jahre später wird er sich erinnern und sagen: «Die Leute mögen es nicht so, wenn ein Teenager ihnen die Meinung sagt. Die Fans fanden es gut, das Team nicht so.»
Eigentlich ist De Bruyne der perfekte Teamplayer. Keiner verbucht Saison für Saison so viele Assists wie der bleiche, rothaarige Belgier. Die andere Seite ist, dass er krankhaft ehrgeizig ist - oder es zumindest war, bis er mit seiner Familie einen zweiten wichtigen Lebensinhalt fand.
Gegen alle Widerstände durchgesetzt
Auf eigenen Wunsch verlässt er bereits mit 14 das Elternhaus, um in der Nachwuchsakademie von Genk trainieren zu können. Dort lebt er bei einer Gastfamilie mit zwei anderen Jugendlichen. Eines Sommers wird ihm beschieden, er dürfe nach den Ferien nicht mehr zurückkehren. Wie ihm seine Eltern erklärten, habe es geheissen, er sei zu ruhig, zu schwierig, einer, der nicht reinpasse.
Es ist nicht das letzte Mal, dass sich De Bruyne gegen Widerstände durchsetzen muss. Nachdem er bei Genk brilliert und sein Team zum Meistertitel geführt hat, klopft Chelsea an. Unter José Mourinho hat er aber einen schweren Stand und kommt nur zu insgesamt drei Einsätzen in der Premier League.
Es hätte auch Burundi sein können
Wesentlich besser läuft es in der Bundesliga, wo er erst an Werder Bremen ausgeliehen und dann an Wolfsburg verkauft wird. England bleibt aber das Ziel. De Bruyne hat familiäre Bande auf der Insel. Die Familie seiner Mutter war im Ölgeschäft weltweit tätig. Da sie in Burundi geboren wurde, hätte er auch für das afrikanische Land spielen können. In den Sommerferien waren die De Bruynes meist bei den Grosseltern in London zu Besuch, er sprach deshalb schon vor seinem Transfer neben den belgischen Nationalsprachen flämisch und französisch auch fliessend englisch.
Nach eineinhalb sehr erfolgreichen Jahren in Wolfsburg wechselt De Bruyne zum Ende des sommerlichen Transferfensters 2015 für 75 Millionen Euro zu Manchester City. Eine Summer, die etwas Stirnrunzeln auslöst und zu der Zeit von manchem Kommentator als überrissen taxiert wird. Im Nachhinein kann man fast von einem Schnäppchen sprechen.
De Bruyne lässt Mitspieler gut aussehen
Sechs Meistertitel und als Krönung vor einem Jahr der Sieg in der Champions League an der Seite von Manuel Akanji konnten die «Skyblues» mit ihm feiern - und jedes Mal war De Bruyne ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Mit seinen Dribblings, millimetergenauen Pässen und dem scharfen Auge für das Spiel macht er seine Mitspieler besser.
Nur mit der belgischen Nationalmannschaft wollte es bisher trotz viel versprechenden Ansätzen nie klappen mit einem grossen Titel. Nach dem Rücktritt von Eden Hazard liegt die Last nun noch stärker auf den Schultern von De Bruyne. Nur gut, dass er seine weniger begabten Mitspieler nun nicht mehr vor laufender Kamera zur Schnecke macht.