Joana Mäder und Anouk Vergé-Dépré nehmen Kurs auf Olympia
Croissants als Einstimmung auf Paris: Kurz vor der Abreise zum ersten World-Tour-Turnier in Katar empfingen Anouk Vergé-Dépré und Joana Mäder in der Zürcher Filiale einer französischen Bäckerei-Kette. Ihre Laune war nicht nur wegen der Leckereien gut. Nach einer schwierigen Saison blicken die 32-jährige Bernerin und die gleichaltrige Zürcherin zuversichtlich auf ihr grosses Ziel.
Vor drei Jahren in Tokio gewannen Vergé-Dépré und Joana Mäder, damals noch vor der Heirat als Joana Heidrich, als erst zweites europäisches Frauenduo eine olympische Beachvolleyball-Medaille. Seither haben sie aber einen steinigen Weg hinter sich. An der WM 2022 in Rom waren die Schweizerinnen auf dem Weg zur Bronzemedaille, als ein Mark erschütternder Schrei durch das Foro Italico hallte. Mäder kugelte sich bei einem Aufschlag die Schulter aus und musste zu allem Übel eine Stunde auf medizinische Hilfe warten. Da die Nerven im Schultergelenk in Mitleidenschaft gezogen wurden, stand die Fortsetzung der Karriere akut in Gefahr.
Keine Gedanken mehr an die Schulter
«Die Schulter wird nie wieder die gleiche sein», sagt Joana Mäder nun, zwanzig Monate später. «Aber ich bin jetzt mega happy damit.» Der Dezember, die kurze Pause nach der letzten Saison, habe sehr gut getan. Nach zwei Trainingslagern in Teneriffa kann sie nun selbstbewusst feststellen: «Es fühlt sich wieder gut an, und ich kann mich wieder voll auf das Beachvolleyball konzentrieren, ohne an die Schulter zu denken.»
Die Klotenerin kann sich sogar vorstellen, dass ihr Spiel nach der Verletzung variabler geworden ist. «Wir können die Taktik etwas anpassen», glaubt Anouk Vergé-Dépré. Nicht mehr nur mit Power agieren, sondern zusätzlich auch mit platzierten Bällen und damit schwieriger ausrechenbar sein.
Die Schwester als Konkurrentin
Vergé-Dépré und Mäder wissen, dass sie absolut top sein müssen, um das Ziel einer weiteren Olympia-Teilnahme zu erreichen. Die besten 17 des bereinigten Rankings - maximal zwei Teams pro Land - reisen nach Paris. Drei Schweizer Duos kämpfen um die zwei Plätze, neben Vergé-Dépré/Mäder das aktuell beste Paar Nina Brunner/Tanja Hüberli und Esmée Böbner mit Anouk Vergé-Déprés Schwester Zoé. Ein spezielle Ausgangslage, wie Anouk zugibt. «Wir verstehen uns sehr gut und können das recht gut trennen. Und meistens spielen wir ja nicht direkt gegeneinander.»
Mit ihren Wurzeln auf der französischen Karibikinsel Guadeloupe wäre Paris für die Vergé-Dépré-Schwestern auch familiär speziell. «Ich liebe es, wenn ich Französisch höre und fühle mich in Frankreich einfach sehr wohl», schwärmt Anouk. «Und es ist ja schon sehr cool, dass die Schweiz als kleines Land gleich drei so starke Frauenteams hat.» Auch wenn dies die Qualifikation zusätzlich erschwert.
Männer im Hintertreffen
Beim Elite16-Turnier diese Woche in Katar, einem Event der höchsten Kategorie mit den 16 weltbesten Teams, sind nur Brunner/Hüberli, die zweifachen Europameisterinnen und Olympia-Neunten von 2021, direkt im Hauptfeld. Die anderen beiden Duos müssen über die Qualifikation. In der Weltrangliste belegen die drei Schweizer Teams die Plätze 15 bis 17. Für das Olympiaranking zählen die besten zwölf Turniere zwischen dem 1. Januar 2023 und dem 10. Juni 2024 - vor dem Turnier in Gstaad.
Bei den Männern sehen die Aussichten weniger rosig aus. Als bestes Duo belegen Marco Krattiger und Florian Breer Position 39 in der Weltrangliste. Sollte sich kein Schweizer Männerteam direkt für Olympia qualifizieren, besteht noch eine letzte Chance über den kontinentalen Nations Cup Mitte Juni im lettischen Jurmala.