Frankreich steht nach Penaltysieg gegen Portugal im Halbfinal
1984 und 2000, als Frankreich den EM-Titel gewann, eliminierte die Équipe Tricolore Portugal jeweils im Halbfinal - beide Male in der Verlängerung. Nun setzte sich der zweifache Europameister im Penaltyschiessen durch. Während auf französischer Seite alle Schützen souverän verwandelten, setzte mit João Felix der dritte portugiesische Schütze seinen Versuch an den Pfosten.
Frankreich beendete damit ein Penaltytrauma. 2022 und 2006 verloren Les Bleus den WM-Final vom Punkt, vor drei Jahren scheiterten sie im EM-Achtelfinal an der Schweiz und Yann Sommer. Letztmals erfolgreich im Penaltyschiessen waren die Franzosen an der Heim-WM 1998, als sie auf ihrem Weg zum Titel Italien im Viertelfinal eliminierten.
Beinahe wäre es jedoch gar nicht zur Penalty-Lotterie gekommen. Bruno Mendes hatte in der letzten Minute der Verlängerung die grosse Chance, das Spiel zugunsten der in der Schlussphase aktiveren Portugiesen zu entscheiden. Doch sein Versuch aus 15 Metern und mit freier Schussbahn war zu unplatziert.
Es war über weite Strecken fussballerische Magerkost, welche die EM-Finalisten von 2016 boten. Eine Stunde lang ereignete sich im Volksparkstadion so gut wie nichts. Dann kreierten die beiden Teams während einer Viertelstunde Chancen beinahe im Minutentakt. Erst war Portugal am Drücker. Doch weder Bruno Fernandes nach tollem Steckpass von João Cancelo noch Vitinha aus sieben Metern konnten ihre grossen Möglichkeiten nutzen. Auf der anderen Seite vergaben Randal Kolo Muani und Eduardo Camavinga aus bester Position. Und auch der Schlenzer des eingewechselten Ousmane Dembélé verfehlte das Tor knapp.
Abgesehen von der turbulenten Viertelstunde zwischen der 60. und 75. Minute neutralisierten sich die beiden Mannschaften weitestgehend. Einzig Rafael Leão sorgte mit seinen Finten und Antritten für ein wenig Gefahr über den linken portugiesischen Flügel. Auch Dembélé wirkte belebend für Frankreich.
Enttäuscht haben hingegen einmal mehr die beiden Superstars: Weder Kylian Mbappé noch Cristiano Ronaldo waren in das Spiel ihrer Mannschaft eingebunden. Während Mbappés auffälligste Aktion darin bestand, sich seiner Schutzmaske nach einem Kopftreffer kurzzeitig zu entledigen, vergab Ronaldo zu Beginn der Verlängerung die Chance, seinen Legenden-Status zu manifestieren. Er konnte die perfekte Vorlage von Francisco Conceição, der sich an der Grundlinie durchgekämpft hatte und auf Ronaldo zurücklegte, nicht verwerten. Aus sieben Metern drosch der 39-Jährige den Ball weit über das Tor - mit einem erfolgreichen Versuch hätte er sich zum ältesten Torschützen der EM-Geschichte gemacht.
Diese Chance bietet sich ihm nun nicht mehr. Stattdessen trifft Frankreich am Dienstag in München auf Spanien, das sich gegen Deutschland etwas glücklich 2:1 nach Verlängerung durchsetzte.
Portugal - Frankreich 0:0 n.V.; 3:5 i.P.
Hamburg. - 47'789 Zuschauer. - SR Oliver (ENG). - Penaltyschiessen: Dembélé 0:1, Ronaldo 1:1; Fofana 1:2, Silva 2:2; Koundé 2:3, João Felix (an den Pfosten); Barcola 2:4, Mendes 3:4; Hernandez 3:5.
Portugal: Costa; Cancelo (75. Semedo), Pepe, Dias, Mendes; Vitinha (118. Matheus), Palhinha (92. Ruben Neves), Fernandes (75. Conceição); Bernardo Silva, Ronaldo, Leão (106. João Felix).
Frankreich: Maignan; Koundé, Upamecano, Saliba, Hernandez; Kante, Tchouameni, Camavinga (91. Fofana); Griezmann (67. Dembélé); Kolo Muani (86. Thuram), Mbappé (106. Barcola).
Bemerkungen: Frankreich ohne Rabiot (gesperrt). Verwarnungen: 79. Palhinha. 84. Saliba.