Ein paar Worte «Bärndütsch» im Stade de France
Selbstredend wollen alle den Chef vor der Kamera oder dem Mikrophon, um die Startpistole abzudrücken, um in den Startblöcken zu posieren oder um die Glocke für die letzte Runde zu läuten. Zobrist gibt sprachgewandt und geduldig Auskunft, demonstriert die neue Zielfimkamera mit 40'000 Bildern pro Sekunde, sagt etwas zur Computer-Vision-Technologie und erklärt, wer wo sitzt im Kontrollraum. «Olympische Spiele brauchen drei Dinge: Sportlerinnen und Sportler, die mitmachen. Jemanden, der sie austrägt. Und jemanden, der die Zeit stoppt.»
Über 500 Zeitnehmer im Einsatz
Und als der Interview-Marathon vorbei ist, warten noch zwei Schweizer Journalisten. «Endlich ein paar Worte Bärndütsch», sagt Zobrist als Erstes. Seine Rolle hier in Paris sieht er als Supporter seiner Truppe. 550 Zeitnehmer und 900 zusätzliche Helfer stehen für Omega im Einsatz. 350 Tonnen Material hat man aus der Schweiz nach Paris gekarrt, mehr als 200 Kilometer Kabel verlegt. «Ich habe keinen fixen Tagesablauf. Wir schauen jeden Morgen, was ansteht.»
Zobrist findet auch die Zeit, um Wettkämpfe anzuschauen. «Aber ehrlich gesagt, manchmal weiss ich gar nicht genau, wer am Start steht. Ich bin zu stark auf die Zeitmessung und unseren Service fokussiert.» Nervös sei er aber nicht. «Wir haben vier Back-up-Systeme sowie eine alternative Stromversorgung. Da kann nichts schief gehen.» Omega trage eine grosse Verantwortung und dürfe sich keine Fehler erlauben. «Am wichtigsten ist mir jedoch, dass die Sportlerinnen und Sportler uns und unserer Technologie vertrauen.»
Der Berner träumte als Knabe selber von einer Karriere als Spitzensportler und gab im Fussball und Eishockey Gas. Wurde er einst sogar von Swiss Timing gestoppt? «Nein, so weit habe ich es nicht gebracht. Als ich aber merkte, dass es dazu nicht reichen würde, habe ich mich ganz aufs Studium konzentriert.»
KI mischt auch mit
Omega, so Zobrist, sei hier mehr als ein offizieller Zeitnehmer. «Geliefert wird für die TV-Stationen auch ein kompletter Datenverarbeitungsservice für Liveübertragungen.» Zudem sei viel künstliche Intelligenz im Einsatz, welche die Kampfrichter unterstütze, oder für die Coaches würden wertvolle Daten generiert.
Swiss Timing darf nicht ruhen und muss immer neue Innovationen bringen, um das prestigeträchtige Mandat zu behalten. Bis ins Jahr 2032 läuft der aktuelle Vertrag mit dem IOC noch. Seit 92 Jahren und zum 31. Mal ist die Uhrenmarke aus Biel als Zeitmesser bei Olympischen Spielen, in allen 329 Wettkämpfen. Das 100-Jahre-Jubiläum steht 2032 in Brisbane an. Eine lange Zeit. 1932 bei der Premiere in Los Angeles war man immerhin schon in der Lage, die Zeit handgestoppt auf eine Zehntelsekunde genau anzuzeigen.