Die Sternstunde des jungen Amateurs
Mit 16 spielte Gerhardsen erstmals in Crans. In all den fünf Jahren vorher gelang ihm aber noch nie eine derartige Superrunde. Er startete mit einem Bogey (1 über Par), reihte danach sieben Birdies (1 unter Par) aneinander, ehe er wegen eines zweiten Bogeys Platz 1 wieder abgab. Hat er sich einen derartigen Auftakt erträumt oder erhofft? Gerhardsen: «Erhofft natürlich - erträumt auch. Solche Dinge sieht man oftmals im Kopf. Man visualisiert sich solche Runden.»
Gerhardsen bestreitet am Omega European Masters sein letztes Turnier als Amateur. Nächste Woche wechselt er zu den Profis. Das heisst: Wenn ihm drei weitere Runden wie am Donnerstag gelingen, wenn er im besten Fall wie Shane Lowry vor 15 Jahren am Irish Open sogar das Turnier gewinnt, kriegt er vom Sieger-Preisgeld von 553'500 Dollar nicht einen Franken. Amateure kriegen zwar die Uhr des Hauptsponsors, aber kein Preisgeld. Gerhardsens Preisgeld ginge an den Nächstfolgenden in der Rangliste.
Kein Preisgeld für Amateure
Ärgerlich ist das für Gerhardsen nicht. Hätte er vor dem Turnier zu den Profis gewechselt, hätte er nicht teilnehmen können. Er erhielt das Startrecht für den besten Schweizer Amateur-Golfer. Bei den Profis hätten seine Ergebnisse (noch) nicht für eine Qualifikation gereicht.
Entsprechend muss sich der Amateur am Freitag beweisen. Gerhardsen: «Die Runde vom Donnerstag gibt mir Selbstvertrauen. Ich werde auch am zweiten Tag Schlag für Schlag nehmen und versuchen, ruhig zu bleiben.»
Girrbachs Gefühl
Langfristig will der junge Zürcher ab nächster Woche als Profi dorthin, wo der Thurgauer Joel Girrbach (30) schon ist. Der Nummer 1 der Schweizer Golfer lief es am ersten Tag aber weniger. Er muss sich am Freitag steigern, um den Cut zu schaffen. In den letzten Jahren brauchte es in Crans stets ein Skore unter Par, um am Wochenende noch dabei zu sein und ins Preisgeld zu kommen. Girrbach blieb in der ersten Runde einen Schlag über Par.
«Dennoch habe ich das Gefühl, im Vergleich zu den letzten Wochen einen Schritt vorwärts gemacht zu haben», so Girrbach. Seit seinem gelungenen Auftritt an den Olympischen Spielen verpasste er an drei Turnieren den Cut. Erstartete Anfang Jahr mit mit zwei Top-10- und drei weiteren Top-20-Klassierungen famos in die Saison. Seither verpasste er aber an sechs von neun Turnieren den Cut. Warum es ihm nicht mehr läuft, weiss er nicht. «Manchmal spielt man gut und weiss nicht wieso - und manchmal spielt man schlecht und kennt den Grund dafür auch nicht.»
Dramatisch präsentiert sich Girrbachs Situation aber nicht. Als Nummer 86 der Jahreswertung auf der europäischen Tour befindet er sich auf gutem Weg, die Tourkarte für die nächste Saison behalten zu können. «Das ist das Hauptziel. Viele Spieler, die erstmals auf der Tour mitspielen, verlieren ihr Startrecht gleich wieder. Wenn ich die Tourkarte für 2025 wieder schaffe, dann ist für mich vieles gut gelaufen.»
Und vielleicht läuft es für Girrbach auch diese Woche in Crans-Montana noch gut. «Ich muss einfach die Chancen, die sich bieten, besser nutzen.»