Die Brutalität des Judosports
Nils Stump braucht einen kurzen Moment, um sich zu sammeln. Irgendwann kommt ihm das Wort, das mit «Sch...» anfängt und mit «...eisse» aufhört, über die Lippen. «Es ist schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt die richtigen Worte zu finden.»
Als Weltmeister 2023 und WM-Dritter ein diesem Jahr war er zurecht mit sehr hohen Ambitionen nach Paris gereist. Dann war nach einer kurzen Unachtsamkeit in der Verlängerung gegen den Mongolen Erdenebayar Batzaya, die Nummer 26 der Welt, mit einem Moment alles zunichte.
Ohne Vorahnung
Für Stump kam das Ausscheiden im Auftaktkampf ohne Ansage. «Ich habe mich gut gefühlt, war parat - und auch in der Vorbereitung ist alles gut gelaufen», stellte er fest. «Ich bin eigentlich gut gestartet, konnte angreifen und meinem Gegner zwei Verwarnungen anhängen.» Am Ende nützte dies nichts, denn im «Golden Score» unterlief dem 27-jährigen Zürcher Oberländer dieser «blöde Fehler», wie er sagte.
Bereits in Tokio vor drei Jahren war Stump in der ersten Runde gescheitert. Das konnte man noch als «Erfahrung sammeln» abhaken. Nun aber sei die «Enttäuschung natürlich extrem». Besonders bitter: Viele Freunde und Familienmitglieder waren extra nach Paris gereist. «Es tut weh, sie alle enttäuscht zu haben», stellte Stump fest.
Hart, aber das gehört dazu
Judo ist ein brutaler Sport. Innert Sekunden kann alles vorbei sein, eine zweite Chance gibt es nicht. «Ja, das ist schon hart», gibt Stump zu. Doch er will nicht hadern. «Das gehört dazu, damit muss man leben.»
Wie es nun weitergeht, konnte er im Moment der bitteren Enttäuschung noch nicht sagen. «Ich weiss es nicht. Das ist noch nicht klar», sagte er und stapfte geknickt von dannen.