Die Bronzemedaille, die sich nach mehr anfühlt
Es ist ein kalter Nachmittag im Januar. Elena Kratter absolviert in Lenzburg ein intensives Lauftraining, danach hat sie eine Session im Kraftraum. Dazwischen lädt sie in ihrem Auto zu einem Gespräch. Es geht um ihren Weg als Weitspringerin, ihre frühere Karriere als Skifahrerin, ihre magische Nacht in Tokio, als sie im September 2021 für die ganze Welt überraschend zu paralympischem Bronze springt. Und es geht um die WM 2023 in Paris, wo sie sich die Silbermedaille sichert.
Irgendwann schwenkt das Gespräch Richtung Zukunft. Es geht um ihre Ziele für die Paralympics in Paris. Und Kratter sagt: «Bronze habe ich schon, Silber auch, es fehlt eigentlich nur noch eines.» Das Ungesagte in diesem Moment ist die Goldmedaille.
Gut acht Monate später steht Kratter in den Katakomben des Stade de France. Gold hat sie nicht gewonnen an ihrem zweiten paralympischen Wettkampf im Weitsprung. Es wurde wieder die Bronzemedaille. Mit 4.83 m gelingt ihr eine Saisonbestleistung beim Saisonhöhepunkt. Die Australierin Vanessa Low bleibt mit der Weltrekordweite von 5.45 m unerreichbar, bis die Italienerin Martina Caironi auf 5.06 m springt, liegt Kratter auf Silberkurs.
Einen Moment lang habe sie sich schon geärgert, dass sie noch überholt worden sei, sagt Kratter, die über ausgeprägten Ehrgeiz verfügt, aber nach ein paar Minuten kommt sie doch zum Fazit: «Ich bin sehr stolz, konnte ich meine Leistung von Tokio bestätigen.»
Diese Medaille sei sogar noch höher zu gewichten als die erste, findet die Schwyzerin, die in Vorderthal zuhause ist. Weil vor drei Jahren niemand von ihr irgendetwas erwartet habe. Jetzt aber, habe sie die Erwartungshaltung schon gespürt und sich auch selber mehr Druck gemacht. «Es ist mega schön, ist mir so ein Wettkampf in so einer tollen Atmosphäre geglückt.»