Der Weltmeister siegt vor dem Olympiasieger
Marc Hirschi, der höchste Schweizer Trumpf, durfte nicht stechen. Der Berner stellte sich in den Dienst von Pogacar und hatte vor dem Angriff des Slowenen ein Loch zufahren müssen.
Die Lombardei-Rundfahrt über 252 km mit acht Anstiegen ist auf Bergspezialisten zugeschnitten. Pogacar war im Prinzip der einzige Favorit und wurde dieser Rolle vollauf gerecht. Den Kulminationspunkt beim letzten nennenswerten Hindernis 41 km vor dem Ziel erreichte der 26-Jährige mit 1:09 Minuten Vorsprung auf die ersten drei Verfolger samt Evenepoel. Und auch in der Abfahrt und auf der Fläche ging das Schaulaufen weiter.
Mit dem Sieg beim fünften und letzten Monument der Saison rundete der Slowene ein überragendes Jahr standesgemäss ab. Der Slowene startete bei seiner Saison-Dernière im Weltmeister-Trikot von Zürich, nachdem er zu vor den Giro und die Tour-de-France gewonnen und auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich oder den Strade Bianche triumphiert hatte.
Pogacar kann man derzeit nicht über die Physisch schlagen, sondern bloss mit der Taktik. So sendete fast jede Mannschaft einen Fahrer in eine grössere Flucht-Gruppe um abzuwarten, wie Pogacars UAE-Team reagieren würde. Als der Vorsprung auf über vier Minuten angewachsenen war, wurden Hirschi und auch Jan Christen eingespannt.
Pogacar zog auf dem Weg nach Como mit Alfredo Binda gleich, der diesen italienischen Herbstklassiker zwischen 1925 und 1931 ebenfalls insgesamt viermal gewann. Fausto Coppi bleibt - zumindest noch bis in den Herbst des nächsten Jahres - der einzige Fahrer, der die Lombardei-Rundfahrt fünfmal gewann, davon viermal in Folge (1946 bis 1949 und 1954).