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Das Ende einer 36-jährigen Durststrecke liegt drin

Leichtathletik

Das Ende einer 36-jährigen Durststrecke liegt drin

19. Juli 2024, 05:01 Uhr
Angelica Moser nimmt entschlossen Anlauf: Ihre Form ist so gut wie noch nie
© KEYSTONE/EPA/SEBASTIEN NOGIER
Die neun EM-Medaillen von Rom machen an den Olympischen Spielen in Paris Lust auf mehr. Mit etwas Wettkampfglück winkt die erste Olympia-Medaille seit Seoul 1988 mit Kugelstosser Werner Günthör.

Trotz aller Euphorie, die das Schweizer Leichtathlet-Team heuer erneut erfasst hat, dürfen die Realitäten nicht ausser acht gelassen werden. Bei den Olympischen Spielen mit der Konkurrenz primär aus Übersee liegt die Latte für den Gewinn einer Medaille wesentlich höher als an kontinentalen Titelkämpfen. Dies gilt insbesondere für die Rennen auf der Bahn. In den technischen Disziplinen hingegen tun sich doch Lücken auf, wie Simon Ehammer 2022 an der WM in Eugene mit Weitsprung-Bronze letztmals bei einem globalen Grossanlass bewiesen hat.

Moser fliegt höher und höher

Aus Schweizer Sicht liegt Angelica Moser in der Pole-Position. Die Stabhochspringerin rangiert mit 4,88 m an zweiter Position der Jahres-Weltbestenliste. Die 26-Jährige, im vergangenen Jahr bereits WM-Fünfte (4,75 m), hat nochmals einen Zacken zugelegt: An der Hallen-WM in Glasgow wurde sie Vierte (4,75), zum Saison-Auftakt Mitte Mai gewann sie in Marrakesch erstmals ein Diamond-League-Meeting (4,73), ein paar Wochen später egalisierte sie als Europameisterin von Rom den Schweizer Rekord (4,78) und bei der Olympia-Hauptprobe in Monaco (4,88) wurden die Ambitionen auf eine Medaille in Paris endgültig angemeldet.

Auch Ehammer zählt zu den Medaillenkandidaten im Schweizer Olympia-Team. Der Mehrkämpfer verzichtet auf den Zehnkampf, damit er seine Chancen im Weitsprung nicht schmälert. Der Appenzeller liefert im Jahr 2024: Hallen-WM-Gold im Siebenkampf, EM-Bronze im Weitsprung, mit 8,41 m die Nummer 2 der Jahres-Weltbestenliste und mit 8,36 m bei der Hauptprobe in La Chaux-de-Fonds eine Kampf-Ansage an die Konkurrenten.

Zweimal Kambundji

Die Kambundji-Schwestern liefern am Grossanlass. Und auch heuer haben sie mit Medaillen an der EM in Rom und mit Zeiten auf Weltklasse-Niveau brilliert. Aber eben, bei nüchterner Betrachtung muss man festhalten: Der Einzug in den Final ist bereits ein grosser Erfolg. Davon sind die Schweizer 200-m-Läufer Timothé Mumenthaler und William Reais, die in Rom mit Gold und Bronze überrascht haben, weit entfernt. Selbst ihre Glanzleistungen reichten nicht zur direkten Olympia-Qualifikation.

Anders sieht dies bei Annik Kälin aus. Die Bündnerin ist im Olympia-Ranking im Siebenkampf mit 6506 Punkten die Nummer 7. Die angehende Physiotherapeutin aus Landquart stand im Gegensatz zu Ehammer definitiv vor der Qual der Wahl - Siebenkampf und Weitsprung überschneiden sich zeitlich in Paris. An der EM in Rom resultierten die Plätze 4 (6490) und 6 (6,82). Kälins Trumpf ist die Konstanz. Sofern andere patzen oder sich wegen einer verletzten Athletin eine Lücke auftut, ist sie da.

Gleiches gilt für die Sprintstaffel der Frauen, die an den Spielen in Tokio Platz 4 erreichte: Hinter den USA, Jamaika und Grossbritannien waren sie die Besten vom Rest. Mujinga Kambundji ist erstmals seit der WM 2022 in Eugene wieder mit von der Partie.

Insgesamt starten 14 Frauen und 10 Männer in Einzeldisziplinen. Hinzu kommen zwei 4x400-Staffeln (Frauen und Mixed) sowie die Sprintstaffel der Frauen. Dominik Lobalu, der in Rom mit Gold (10'000 m) und Bronze (5000 m) brillierte, «muss» für das olympische Flüchtlingsteam starten.

Quelle: sda
veröffentlicht: 19. Juli 2024 05:01
aktualisiert: 19. Juli 2024 05:01