Arsenals baskischer Baumeister
Sollte Granit Xhaka wie erwartet in einigen Jahren seine Karriere als Trainer fortsetzen, dann hat Mikel Arteta seinen Anteil daran. Es war der Coach von Arsenal, der den Schweizer dazu animierte, die Trainerausbildung frühzeitig zu beginnen. Seit einer Weile nun arbeitet Xhaka für die Trainerlizenzen.
Mit Worten, aber vor allem mit Taten hat Arteta dem Schweizer Rekord-Nationalspieler den Job an der Seitenlinie schmackhaft gemacht. «Er versteht unglaublich viel vom Fussball. Er sieht Details, die andere nicht sehen. Er ist ein Freak im positiven Sinne», lobte Xhaka seinen früheren Coach gegenüber «Keystone-SDA». «Sein Arbeitsethos, wie er die Leute behandelt, seine Liebe für den Klub, seine Professionalität - das alles ist unglaublich.»
Mit einer Mischung aus Eifer und Fürsorge hat Arteta Arsenal nach mageren Jahren wieder an die Spitze gebracht. In der letzten Saison - noch mit Xhaka als Spielmacher - resultierte mit dem 2. Platz die beste Rangierung in der Premier League seit 2017. In der laufenden Spielzeit hält Arsenal erneut mit den Besten mit. Seit Anfang Jahr gab es in der Meisterschaft fünf Siege bei einem Torverhältnis von 21:2.
Wenig Kompromisse
Rückblickend lässt sich sagen: Die Verpflichtung von Arteta war ein Glücksfall, ganz ähnlich wie jene von Arsène Wenger gut 20 Jahre zuvor. Der ehemalige spanische Mittelfeldspieler war den Fans als früherer Captain des Klubs zwar gut bekannt, er wies aber keinerlei Referenzen als Cheftrainer auf. Nach gut drei Saisons als Assistent von Pep Guardiola bei Manchester City übernahm er den Posten im Dezember 2019 mitten in der Saison von Unai Emery. Dieser war als Nachfolger von Wenger nach 18 Monaten entlassen worden.
Der Weg zurück in den Kreis der englischen Meisterschaftsanwärter war nicht einfach. Arteta verdankt es auch der Geduld der Arsenal-Führung, dass er die Zeit bekam, alle seine Ideen erfolgreich umzusetzen. Ähnlich wie Guardiola hat der heute 41-jährige Arteta unumstössliche taktische Vorstellungen und fordert von seinen Spielern auch neben dem Platz Hingabe und Loyalität gegenüber dem Klub.
Es ist ein Geben und Nehmen. Arteta fordert viel, er sorgt aber auch für eine familiäre Atmosphäre. Der einladende Grill im Haus des Coaches wird regelmässig und zu jeder Jahreszeit angeworfen. Ein Barbecue im Januar im Trainingslager von Dubai soll nach drei Niederlagen in Folge auch am Ursprung der jüngsten Erfolgsserie stehen. «Wir konnten uns dort alle viel besser kennenlernen, mit den ganzen Familien», verriet Aussenverteidiger Alexander Sintschenko gegenüber «The Athletic».
Der baskische Weg
Arteta kommt aus dem Baskenland. Wenn man ihm zuhört, wie er über seine Heimat spricht, wird rasch klar, dass seine Herkunft für ihn und seine Art, ein Team zu führen, entscheidend ist. Er spricht über die Lebensqualität in seiner Geburtsstadt San Sebastian, über Wurzeln, die dortige Erziehung und Leidenschaft für den Fussball. Die Passion sei in der ganzen Stadt zu spüren. «An Wochenenden spielen 300 Kinder an den Stränden Fussball», erzählt Arteta.
Die Ausbildung, die die Spieler und Trainer bei Real Sociedad, Athletic Bilbao oder Eibar erhalten, sei herausragend. Nicht umsonst kommen so viele Spieler und Trainer aus dem etwas mehr als drei Millionen Einwohner zählenden Baskenland. Derzeit sorgen neben Arteta auch Xabi Alonso (Leverkusen), Emery (Aston Villa) oder Andoni Iraola (Bournemouth) für Schlagzeilen.
Mit Alonso und Iraola spielte Arteta als Teenager zusammen. Bei der Real Sociedad bildeten Arteta und Alonso viele Jahre ein Mittelfeldduo, bevor sich ihre Wege gegen Ende der Juniorenzeit trennten. Nun sind sie zwei der angesagtesten jungen Trainer Europas. «Es ist ein Geschenk, unter beiden gespielt zu haben», sagt Xhaka in einem Video der englischen Spielergewerkschaft.
Rosige Zukunft
Bald dürfte Arteta die Früchte seiner Arbeit auch in Form von bedeutenderen Trophäen als die schon gewonnenen Cup- und Supercup-Pokale ernten. Die vielen jungen Talente haben unter dem Spanier in den letzten Jahren einen Leistungssprung gemacht. Zudem sind mit Declan Rice und Kai Havertz im vergangenen Sommer zwei entscheidende Mittelfeldspieler dazugekommen. Fast 200 Millionen Franken kostete das deutsch-englische Duo, das bisher den Erwartungen gerecht geworden ist.
Nach den mühsamen Jahren auf Europa-League-Niveau bewegt sich Arsenal nun wieder im Kreis der ganz Grossen Europas. Wenn es dafür noch einen Beweis brauchte, dann lieferte ihn Arteta am Wochenende, als er über eine mögliche Verpflichtung von Kylian Mbappé sprach: «Wenn ein Spieler dieses Kalibers auf dem Markt ist, müssen wir immer mit von der Partie sein.»