Alinghi Red Bull steht auf dem Weg in die Halbfinals unter Druck
Zweimal hat Alinghi den America’s Cup gewonnen. 2003 in Auckland als Herausforderer und 2007 in Valencia als Titelverteidiger begeisterte das Genfer Syndikat mit Siegen über die Neuseeländer die Schweiz. Nun nimmt die Crew von Geldgeber Ernesto Bertarelli erneut einen Anlauf.
Ein allfälliger dritter Coup beim Kampf und den prestigeträchtigsten Pokal im Segelsport scheint derzeit ausser Reichweite zu liegen. Die Vorregatten der vergangenen Woche auf den AC75-Foilern haben Alinghi Red Bull Racing die Grenzen aufgezeigt. Die Favoritenrolle bei den Herausforderern gehört den Italienern und den Amerikanern. Am Donnerstag beginnt nun der Louis Vuitton Cup, dessen Sieger ab dem 12. Oktober gegen den Titelverteidiger Team New Zealand Emirates im 37. America's Cup segelt.
Neben Alinghi Red Bull Racing und den Neuseeländern werfen weitere vier Syndikate über 100 Millionen Euro auf (so mutmassen Experten), um die älteste Sporttrophäe der Welt in die Höhe stemmen zu dürfen. Es sind dies American Magic, Ineos Britannia, Luna Rossa Prada Pirelli und Orient Express Racing Team. Die Ländernamen USA, Grossbritannien, Italien, Frankreich, Neuseeland und Schweiz dürfen mit gutem Gewissen verwendet werden, denn es gilt im Gegensatz zu früher die Nationalitätenklausel. Auf «BoatOne» segeln also nur Schweizer.
Red Bull mit an Board
Zwei Jahrzehnte nach dem Sieg vor Auckland ist Alinghi Red Bull Racing nicht mehr das Alinghi aus dem Jahr 2003. An Board sitzt nun auch Red Bull, das die Hälfte der Kosten berappt. Da die Hightech-Jachten eher in der Luft als auf dem Wasser unterwegs sind, kommt der Aerodynamik eine grosse Bedeutung zu. Red Bull mit seinem Formel-1-Engagement kann in diesem Punkt bestimmt wichtige Inputs geben. Die Boote der AC75-Klasse sind wegen der Foils, die sie aus dem Wasser heben, über viermal so schnell unterwegs wie bei der Geburtsstunde von Alinghi. Um die 100 km/h werden bei idealen Bedingungen mit Flachwasser und etwas mehr als 15 Knoten erreicht.
Bei den beiden Cup-Siegen von Alinghi wurden vorwiegend Neuseeländer eingesetzt. Das Söldnertum haben die Kiwis, die als Titelverteidiger des Cups die Bedingungen massgeblich festlegen dürfen, unterbunden. Sie wollten verhindern, dass ihre Segler erneut abgeworben werden.
So baute Alinghi Red Bull um den Skipper und Steuermann Arnaud Psarofaghis eine junge Segel-Crew auf. Wobei das Wort Segler nicht für alle zutreffend wirkt. Die achtköpfige Mannschaft besteht zur Hälfte aus einer Power-Crew, die auf Velos die notwendige Energie für die hydraulischen Systeme des Bootes erzeugt. Die Schweizer haben für diesen Teil der Equipe bei den Ruderern, Velofahrern und Leichtathleten rekrutiert.
Die Alinghi-Segler absolvierten vor Barcelona viele Trainingseinheiten auf mehreren Bootstypen. Seit Mai sind sie nun auf dem in Ecublens gebauten «BoatOne» unterwegs. Ob ein genialer oder bloss ein guter Wurf gelungen ist, lässt sich noch nicht abschliessend sagen. Denn in den Vorregatten wurden die Jachten wohl kaum bis ans Limit frisiert.
Entscheiden die Duelle gegen Franzosen?
Vergangene Woche beim Test-Event bezwang Alinghi Red Bull einzig die Franzosen. Sie wurden im Vorfeld als schwächstes Team eingestuft. Dem Orient Express Racing Team droht also noch mehr als Alinghi Red Bull Racing Platz 5 im Louis Vuitton Cup und somit das Verpassen der Halbfinals. Und die beiden Teams treffen am Donnerstagnachmittag gleich zur Eröffnung des Louis Vuitton Cup aufeinander.
In den zwei Round Robins segelt zunächst jeder zweimal gegen jeden. Auch die Neuseeländer machen mit, sie werden aber in der Rangliste ausser Konkurrenz geführt. Der Fünftklassierte scheidet aus, der Sieger darf sich den Gegner für die Halbfinals aussuchen. Diese beginnen am 14. September, und Alinghi Red Bull will auch dannzumal die Segel hissen.