Zürich will mit Emotionen mehr Frauen in die ICT-Branche bringen
Denn wie die Branche von aussen wahrgenommen wird, stimmt nicht mit der Realität überein, wie eine Studie zeigt, welche die Volkswirtschaftsdirektion am Donnerstag vorstellte.
In der Studie ging Philipp Zutt vom Neuromarketing-Unternehmen Zutt & Partner der Frage nach, wie Männer und Frauen ihre Berufe in der ICT-Branche emotional einschätzen. Dies verglich er mit den Angaben, die potenzielle Berufseinsteigerinnen und mögliche Quereinsteigerinnen zum Tech-Berufsfeld machten.
Mehr als Technik und Programmieren
Sein Fazit: «Frauen nehmen ihren ICT-Job emotional anders wahr als Männer». Von aussen werde aber fast nur das männliche Bild wahrgenommen, das eher auf das Verkopfte und Gelehrte, auf Technik und Programmieren fokussiert.
Das Aussenbild sei damit verzerrt, es fehle die Sicht der in der ICT tätigen Frauen, kommt die Studie zum Schluss. So gehe unter, dass ICT-Jobs auch das bieten, was sich viele Frauen in der Arbeitswelt wünschten - die Berufe seien vielseitig, kreativ, flexibel und erforderten ein grosses Ausmass an sozialen Kompetenzen.
Das verzerrte Bild habe sich als fixes Muster in vielen Köpfen festgesetzt und beeinflusse die Berufswahl, sagte Zutt. Es führe dazu, dass viele Frauen sagen: «Computer ist nichts für mich.»
«Wir kommen nicht vom Fleck»
Dies müsse sich ändern, sagte Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) vor den Medien. «Landesweit liegt der Frauenanteil in den ICT-Berufen bei gerade einmal 17 Prozent, das ist zu wenig.»
Es handle sich um eine Schlüsselbranche für die Innovationsfähigkeit des Standorts Zürich. Diese tue sich aber schwer, genügend Fachkräfte zu finden. Sie müsse deshalb auch für Frauen attraktiv werden; «an den Berufen von morgen müssen alle teilhaben können.»
Walker Späh war sich bewusst, dass der tiefe Frauenanteil in der Tech-Branche keine neue Erkenntnis ist und bereits verschiedene Massnahmen ergriffen wurden. Doch: «Wir kommen nicht vom Fleck.»
Ein emotionaler Werkzeugkasten.
Die Regierungsrätin setzt nun auf die Initiative «Women in Tech» von Kanton, ICT Berufsbildung Schweiz, Digitalswitzerland und Taskforce4women. Diese versucht, die stereotypen Rollenbilder mit Emotionen aufzubrechen.
Auf der theoretischen Ebene sei die Lösung einfach, merkte Zutt dazu an. Es gelte einfach, den ICT-Beruf anders darzustellen. Doch in der Praxis reiche das blosse Aufhängen von Plakaten nicht aus. Es brauche vielmehr eine Vielzahl an Massnahmen; Änderungen in der Berufswahl liessen sich nur über eine auf dem Lebensweg verteilten Vielzahl von Impulsen und Begegnungen mit dem Thema ICT erreichen.
Die Initiative «Women in Tech» erarbeitete deshalb eine erste «Emotions-Toolbox». Dieser Werkzeugkasten soll Unternehmen, Unternehmen, Schulen und anderen Interessierten dabei helfen, ICT- und Technologieberufe «mit den richtigen emotionalen Codes neu zu posititionieren und zu bewerben». Die Jobs sollen so Mädchen und Frauen stärker ansprechen.
Die Toolbox rät unter anderem zur Verwendung bestimmter Wörter, Bilder, Symbole und Farben. «Die Form einer Botschaft ist massgebend für unsere Entscheidungen», begründet dies Zutt. Enthalten sind darin auch Beispiele, wie sich Stelleninserate attraktiver gestalten lassen. Vorgeschlagen werden auch der Einsatz von Influencerinnen oder gezielte Schnupperangebote.