Zürcher Kunsthaus muss sich finanziell sanieren
Das Finanzloch der Kunstgesellschaft ist im Jahr 2023 von 2,8 Millionen auf knapp 4,5 Millionen gewachsen. Dies geht aus dem Jahresbericht hervor, über den am Dienstag auch «Inside Paradeplatz» berichtete. Die Revisionsfirma kam in ihrem Bericht zum Schluss, dass die Kunstgesellschaft überschuldet ist.
Der Verein, geleitet von Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand, zeigt sich im Jahresbericht aber überzeugt, «dass die Zahlungsfähigkeit und auch die Fortführungsfähigkeit des Vereins gegeben ist». Die Kunstgesellschaft sei weiterhin liquide. Deshalb habe man auch von der Benachrichtigung des Gerichts abgesehen.
Zahl der Ausstellungen «neu definieren»
Das Kunsthaus geht also nicht konkurs - es muss sich aber finanziell sanieren. Der Vorstand der Kunstgesellschaft «ist sich bewusst, dass der Verlust ausgeglichen werden muss». Er listet eine ganze Reihe von Massnahmen auf, die ergriffen werden sollen, etwa «effizientere Strukturen schaffen» und Lieferantenverträge neu verhandeln.
Aber auch die Besucherinnen und Besucher dürften die Massnahmen zu spüren bekommen: Die Preisgestaltung, also die Ticketpreise, und die Anzahl der Ausstellungen sollen ab 2025 «neu definiert werden». Sie seien die grössten variablen Kostenblöcke.
Der Vorstand überlegt sich auch, bei Stadt und Kanton um eine Erhöhung der Subventionen anzuklopfen. Die Stadt Zürich zahlte 2023 bereits Subventionen in der Höhe von rund 13,2 Millionen Franken. Der Kanton steuerte 730'000 Franken bei.
Die Kunstgesellschaft selber bezeichnet den Verlust im Jahr 2023 als «erheblich»: Er betrug knapp 1,6 Millionen Franken. Bereits im Jahr 2022 waren es 1,4 Millionen Franken. Die Gründe sind zahlreich.
Besucherzahlen gingen zurück
So gingen etwa die Besucherzahlen deutlich zurück. Im vergangenen Jahr besuchten rund 503'000 Kunstinteressierte das Museum. Verglichen mit dem Vorjahr waren dies 9,2 Prozent weniger. Entsprechend sanken die Ticket-Einnahmen von 5,2 auf 4,5 Millionen.
Auch bei der Kunstvermittlung zeigten die Zahlen nach unten: Mit Führungen nahm das Kunsthaus 29 Prozent weniger ein, mit Workshops 6 Prozent. Bei den Führungen lagen die Erträge im Vorjahr viel höher, weil damals die erfolgreiche Niki de Saint Phalle Ausstellung stattfand. Ein solcher Publikumsmagnet fehlte 2023.
Einen Einnahmenrückgang gab es auch beim Museumsshop: Weil dieser wegen Asbestsanierung mehrere Wochen geschlossen war, sanken die Einnahmen dort von 2,4 auf 2,1 Millionen Franken.
Gleichzeitig war das Kunsthaus mit höheren Ausgaben konfrontiert. Etwa die Zwischenlagerung von Kunstwerken, die mit rund 443'000 Franken ins Gewicht fiel, oder der Teuerungsausgleich für die 250 Mitarbeitenden.