Zürcher Kantonsrat gegen Entlastungslektionen für Ü-50-Lehrpersonen
Der Lehrberuf werde immer komplexer und die Anforderungen stiegen stetig, argumentierten die Postulantinnen. Zusätzlich zum belastenden Berufsalltag sei bei den Lehrpersonen der Fachkräftemangel stark zu spüren.
Darum wollten die Postulantinnen ältere Lehrpersonen entlasten, damit diese langfristig im Beruf bleiben. Durch den hohen Fachkräftemangel seien die Schulen enorm auf erfahrene Lehrpersonen angewiesen, sagte Qëndresa Sadriu-Hoxha (SP/Meilen).
Der Rat aber folgte der Regierung, die das Postulat ablehnte. Der Vorstoss gehe von einem früheren Arbeitsmodell aus, das es heute so nicht mehr gebe, sagte Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte). Eine Altersentlastung finde bereits heute statt. Es bleibe für die geforderten Massnahme kein Raum.
«Keine Greise»
Leute über 50 seien keine Greise und wollten auch nicht so behandelt werden, sagte Tobias Infortuna (SVP/Egg). Der Vorstoss sei bevormundend und würde den Lehrermangel verschärfen. Zudem seien Klassenassistenten da, um Lehrpersonen zu entlasten.
Raffaela Fehr (FDP/Volketswil) nannte die Entlastungslektionen ein «weiteres Zückerli» für Ü-50-Personen. Der Vorstoss würde zu einer enormen Bevorteilung von Kleinpensen führen. «Wir aber wollen Anreize schaffen für Lehrpersonen, die hochprozentig arbeiten», sagte Fehr.
Auch Chistoph Ziegler (GLP/Elgg) sagte, dass das Postulat von einem veralteten Modell ausgehe. Lehrpersonen ab 50 seien nicht per se weniger leistungsfähig und weniger belastbar. Zwar lehnte die GLP den Vorstoss ab, betonte aber auch, dass die Bildungsdirektion etwas gegen den Lehrermangel und für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen unternehmen müsse. Auch die Grünen waren gegen das Postulat.
Unterstützung erhielt der SP-Vorstoss von der AL-Fraktion und der EVP-Fraktion. «Wir müssen Lehrpersonen vorzeitig entlasten, um sie nicht vorzeitig zu verlieren», sagte Hanspeter Hugentobler (EVP/Pfäffikon).
Keine Entlastung bei administrativen Aufgaben
Keine Mehrheit fand auch die Motion von SP und GLP, welche die Lehrpersonen in der Volksschule bei administrativen Aufgaben entlasten wollte. Der Rat lehnte sie mit 107 mit 71 Stimmen ab.
Dafür überwies das Kantonsparlament das Postulat von SP, GLP und EVP, welches den Schulleitungen und Behörden mehr Flexibilität bei der Klassenzusammensetzung und den Klassengrössen gewähren will, mit 90 zu 86 Stimmen. Damit soll den Schülerinnen und Schülern «besser angepasste Lehr- und Lernsituationen» ermöglicht werden.
Schliesslich erhielt auch das Postulat von SP, Grüne, EVP und AL einen knappen Zuspruch (88 zu 87 Stimmen), welches die Stärkung der Schulleitungen in der Volksschule zum Ziel hat. Es sieht vor, die Pensen für die Schulleitenden zu erhöhen, damit diese die an sie gestellten «erhöhten Anforderungen» besser erfüllen können.