Viola Amherd besucht in Hosenanzug das Trachtenfest in Zürich
Mit ihrem Businesslook könne sie hier leider schlecht mithalten, räumte sie in ihrer kurzen Ansprache ein. Ihr Vorgänger Alain Berset habe es im vergangenen Sommer in Zürich einfacher gehabt. «Er hat sich eine Federboa umgehängt und war damit schon passend gekleidet», sagte sie in Anspielung auf Bersets Auftritt bei der Street Parade.
Am Trachtenfest sei der Aufwand jedoch deutlich grösser. «Umso mehr bewundere ich Ihre Trachten», sagte Amherd zu den Trachtenvereinen und Brauchtumgsgruppen auf dem Bürkliplatz.
«An diesem Wochenende leuchtet das Trachtenleben.» Die Trachten aus allen Regionen seien eine Feier der Vielfalt. «In einer Zeit, in der überall polarisiert und abgerechnet wird, ist es umso wichtiger, so etwas gemeinsam auf die Beine zustellen.»
Zürcher Stadtpräsidentin in Berner Sonntagstracht
Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) nutzte den dreitägigen Anlass, um die Berner Sonntagstracht ihrer Urururgrossmutter auszuführen. Sie habe das Erbstück lange nicht mehr getragen, letztmals an ihrer Abschlussfeier an der ETH.
«Es kann durchaus sein, dass ich nicht alles korrekt gemacht habe», bat sie die Trachtenleute präventiv um Entschuldigung - im Wissen darum, dass an diesem Wochenende ganz genau hingeschaut wurde.
Trachten sind eine Wissenschaft für sich. Jede Spange und jedes Schmuckstück muss am richtigen Ort sitzen, das Schuhwerk ist immer schwarz und die Schürze natürlich perfekt gebügelt.
Street Parade ohne Bässe
Zu Gast waren beim offiziellen Festakt vom Sonntag Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus 16 Kantonen sowie zahlreiche Parlamentsmitglieder. Höhepunkt am Sonntag war der farbenfrohe Umzug der Brauchtumsgruppen durch die Innenstadt. «Für einmal eine Street Parade ohne wummernde Bässe», sagte Mauch.
Rund 100'000 Festbesucherinnen und -besucher waren am dreitägigen Fest in Zürich. Der Anlass sei durchwegs «fröhlich und friedlich» gewesen, sagte Max Binder, OK-Präsident und ehemaliger Zürcher SVP-Nationalrat. Zwischenfälle gab es keine. Die Polizeimitarbeitenden hätten vor allem für Selfies mit den Trachtenleuten posiert.
Die Stadt Zürich war nach 1939 und 1974 zum dritten Mal Gastgeberin des Trachtenfestes, das alle zwölf Jahre stattfindet.