M4music-Gründer Philipp Schnyder über die 26. Ausgabe und Popmusik
«Die Eintauchen in das dichte Programm mit all seiner Vielfalt und Diversität ist für mich immer ein Highlight», sagte Philipp Schnyder von Wartensee im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Schnyder ist der Festivalleiter des Popmusik-Festival von Migros-Kulturprozent.
An der diesjährigen Ausgabe des M4musics gibt es über 40 Konzerte zu sehen, dazu kommen mehr als 20 Expertentalks und 61 Beiträge für den Nachwuchswettbewerb «Demotape Clinic». Der Preis des «Best Swiss Video Clip» wird ebenfalls am Festival verliehen.
Vieles komme am Festival zusammen, erklärte Schnyder. Künstlerinnen und Künstler, Vertreterinnen und Vertreter aus dem Musikbusiness und ein interessiertes Publikum. Das man sich überraschen lassen könne, sich mit anderen Personen austauschen - all dies macht für den heute 57-Jährigen den Reiz des Festivals aus. Mal gibt es ein Konzert, dann eine Gesprächsrunde. Auf jeden Fall viele Impulse.
Künstliche Intelligenz steht im Fokus
Während man Ende der 1990er-Jahre noch darüber rätselte, ob das Internet der Musikvertriebskanal der Zukunft ist, steht heute die Künstliche Intelligenz (KI) im Fokus. Es geht um die Schwierigkeiten - Stichwort Urheberrecht, aber auch die kreativen Chancen. «Wahrscheinlich wird die KI zur grösseren Herausforderung für die Branche als es das File-Sharing und Musik-Streaming vor einigen Jahren waren», sagte Schnyder.
Das ganze Verständnis der Kreativität an sich werde hinterfragt. Schliesslich gehe es um die Frage, wie viel Mensch es braucht. Im Rahmen des Festivals wird aber auch über sexualisierte Gewalt in der Musikindustrie oder die Chancen des Videoportals Tiktok diskutiert. Denn durch die Digitalisierung ist Musik noch globaler geworden - was neue Möglichkeiten biete.
Während früher der Sprung ins Ausland schwer war, hat sich laut Schnyder die Landkarte verändert. Die Nationalität spiele heute eine deutlich kleinere Rolle, um Erfolg zu haben. Vielmehr stehe die Qualität der Musik im Vordergrund.
«Ich beobachte gerade bei Schweizer Künstlerinnen und Künstlern ein grösseres Selbstvertrauen», sagte Schnyder. Durch das Internet und unzählige musikalische Nischen könnten plötzlich Ideen Erfolg haben, - etwa im Ausland dank Streaming - die früher nie funktioniert hätten.
Schweizer Szene professioneller geworden
Mit «Hier bin ich!» bringt Schnyder die neue selbstbewusste Mentalität der Schweizer Musikerinnen und Musiker auf den Punkt. Während früher Musik eher zum Spass gemacht wurde, sei die Schweizer Brache deutlich professioneller geworden. Und: Gezielt können Fans einer Nische angesprochen werden - egal wo. Rund die Hälfte der Auftritte am Festival kommen aus dem Inland, die andere aus dem Ausland.
«Der Austausch, gerade mit dem Ausland, ist extrem wichtig für die Szene - sonst riskieren wir eine Nabelschau.» Man könne schliesslich nicht nur im eigenen Kosmos wühlen. Gleichzeitig wolle man nicht nur die Branche vernetzten, sondern auch den Nachwuchs fördern.
Es überrascht also nicht, sind stets viele junge Bands, Künstlerinnen und Künstler anzutreffen. Die Musik am M4music könne man am ehesten unter «Future Pop» betiteln. Wobei mit Pop nicht Stars wie Taylor Swift gemeint sind, sondern ein «alternativer, tanzbarer Pop». Gezeigt werde Musik, die in die Zukunft blicke.
Diverses Programm in allen Belangen
«Es ist ein sehr diverses Programm», sagte Schnyder. Nicht nur wegen den Musikstilen oder Herkunftsorte aus der Schweiz oder dem Ausland. Das Programm widerspiegle die aktuellen gesellschaftlichen Strömungen und gehe auch den Fragen nach Identität, Geschlechtsidentitäten oder Nachhaltigkeit nach.
In den Jahren zuvor sei der Fokus eher auf technischen Fragen gelegen. «Unsere Gesellschaft ist mit diesen politischen Fragen aufgeladen und das spiegelt sich in der Musik und den verschiedenen Szenen», sagte Schnyder. Und an einem Anlass wie dem M4music werde dies auch verhandelt.
Das Festival findet am 22. und 23. März um den Schiffbau in Zürich statt. Das Programm umfasst unter anderem die Berner Band «Sirens of Lesbos», den Appenzeller Benjamin Amaru sowie internationale Acts wie «Say She She» oder «Domiziana».