Luganos Comeback-Qualitäten wecken bei Ambri böse Erinnerungen
Als ob im Duell der beiden Erzrivalen nicht schon genug Zunder drin wäre, lieferten die ersten 60 Minuten im ersten von zwei Tessiner Derbys von dieser Woche Spektakel pur. Als moralischer Sieger gingen nach dem 4:4 in der stimmungsgeladenen Gottardo Arena die Gäste aus Lugano hervor. Für Ambri-Piotta folgte nach der frühen Ekstase mit vier Goals in den ersten 25 Minuten die späte Ernüchterung.
Plötzlicher Einbruch
Die Stimmung nach Spielschluss in der Curva Sud war gedämpft, die Ambri-Spieler wurden mit aufmunterndem Applaus verabschiedet. Auch wenn die verpasste Chance in den Köpfen hängen bleibt, verloren ist für die Biancoblu noch nichts. Es gilt im zweiten Spiel, an die gute Leistung der ersten 40 Minuten anzuknüpfen. «Der Fehler war, dass wir dem Gegner mehr Raum gegeben haben, und das hat uns die Möglichkeit gekostet, das Spiel zu gewinnen», bilanzierte Ambris Trainer Luca Cereda, der sich den Vorwurf gefallen lassen muss, sein Team nach dem in Überzahl kassierten Gegentor zum 2:4 zu Beginn des Schlussdrittels nicht genügend wachgerüttelt zu haben. Cereda verzichtete in dieser Phase auf ein Time-out und nahm es erst, als der Ausgleich gefallen war.
Zwar hatte Ambris Topskorer Michael Spacek später noch den Matchpuck auf dem Stock, doch der Tscheche traf in der 48. Minute nur die Latte. Dies rächte sich kurz vor Schluss, als Michael Joly (54.) und Santeri Alatalo (55.) mit ihren Treffern innert 91 Sekunden Lugano das Remis ermöglichten. «Sicherlich tut es weh, dass wir im dritten Drittel den Ausgleich kassiert haben», erklärte Ambris Diego Kostner, der einen Assist zum 2:0 beisteuerte. «Wir haben den Fuss vom Gaspedal genommen, vielleicht, weil wir ein bisschen Angst hatten, ich weiss es nicht. Aber jetzt ist keine Zeit für Selbstmitleid, denn der Samstag in Lugano ist entscheidend und wir wollen unbedingt gewinnen.»
Ambris Derby-Fluch
Für Ambri-Piotta geht es in der Resega um mehr als nur um einen Sieg. Es geht auch um einen Derby-Fluch, der auf den Leventinern lastet. Denn in allen sieben bisherigen Playoff-Serien gegen Lugano ging der Erzrivale als Sieger hervor; mit einem Total von 23:6 Siegen.
Das letzte Duell fand 2006 statt und war legendär. Schon damals bewies Lugano Comeback-Qualitäten und drehte die Viertelfinal-Serie nach drei Niederlagen noch. Nach dem 0:3 in Spiel 2 wurde Larry Huras an der Bande durch Harold Kreis ersetzt. Der Trainerwechsel erwies sich für Lugano als Glücksfall und mündete fünf Wochen später im siebten und bislang letzten Meistertitel der Südtessiner.
Wie ein Spiel 7
Wie damals kommt es am Samstag in Lugano zu einem Entscheidungsspiel, ein echtes Spiel 7, mit allerdings weit weniger drastischen Folgen für den Verlierer, der anders als in den Playoffs noch nicht die Ferien planen muss. Entweder gegen Biel oder Servette winkt noch eine zweite Chance auf eine Teilnahme an den Playoff-Viertelfinals. Einfach wird das gegen einen der beiden letztjährigen Playoff-Finalisten aber nicht.
So weit denkt im Tessin aber noch niemand, auch nicht Luganos Trainer Luca Gianinazzi. Trotz der fulminanten Aufholjagd seiner Mannschaft zeigte sich der 31-Jährige vor den Mikrofonen wenig euphorisch. «Wir bringen ein Unentschieden nachhause und müssen das nächste Spiel gewinnen. Von dieser Seite her ändert sich nichts am Verlauf dieses Spiels.» Und sein Stürmer Marco Zanetti legte nach: « Wir haben den kleinen Vorteil, dass wir zuhause mit unseren Fans im Rücken spielen. Wir wollen diesen Sieg unbedingt.» Die Saisonbilanz in den Direktduellen spricht für Lugano: zwei Heimspiele, zwei Siege.