Im absurden Reich wehender Haarbüschel und geniester Kaninchen
Die Besucherinnen und Besucher werden auf ihrem Parcours von einem blonden Haarbüschel empfangen, der ihnen aus einer Wand heraus entgegenweht. Ein absurd-witziger Moment, aber vorerst nicht viel mehr.
Was es damit auf sich hat, erschliesst sich erst zwei Räume weiter in der Video-Installation «Cheese». Dort erzählt die in New York lebende argentinische Künstlerin Mika Rottenberg die Geschichte der «Seven Sutherland Sisters» nach, die um 1900 herum offenbar die Produktion von Ziegenkäse aufgaben, weil sie mit ihren überlangen Haaren als Markenzeichen für ein Haarwuchsmittel viel mehr Geld verdienen konnten.
Rottenberg spinnt diese Geschichte nun auf absurde Weise weiter. In einem Bretterverschlag ist auf verschiedenen Videos zu beobachten, wie die langen Haare als Triebmittel für die Produktion ebendieses Käses eingesetzt werden.
Absurde Zusammenhänge
In ihrer Kunst treibt Mika Rottenberg kapitalistische Produktionsprozesse ins Absurde. Ihre Arbeiten sind auf den ersten Blick witziger und grotesker Nonsense, bei genauem Hinsehen schimmern aber satirische Zusammenhänge durch.
So auch in der Videoinstallation «No Nose Knows». Quasi als Prolog dazu sind Männer mit grotesk vergrösserten Nasen zu sehen, die abwechselnd lebende Kaninchen und Rindersteaks niesen.
Das führt über eine Art Atelier zur Herstellung von Häschen aus Perlen in die eigentliche Installation, die eine reale Dokumentation der Zuchtperlen-Herstellung in China mit einem skurril-absurden Kunstmoment verbindet. So führen die Perlen schliesslich zu einer Frau mit ellenlanger Nase, die, ausgelöst durch allergische Reaktionen auf Blumengebinde, chinesische Nudelgerichte ausniest.
Die Ausstellung «Mika Rottenberg. Antimatter Factory» im Museum Tinguely ist bis 3. November zu sehen.