Einblicke in die ungebaute Architektur der Schweiz in Basel
«Was wäre wenn?» Der Titel der Ausstellung ist Programm: Was wäre, wenn sich 1927-1929 die Wettbewerbsjury für den Neubau des Palais des Nations in Genf für den Entwurf von Le Corbusier entschieden hätte? Am Genfersee stünde eine Ikone der Moderne und nicht der spätklassizistische Tempel der fünf Architekten, die schliesslich zum Zug kamen.
Was wäre, wenn sich die Stadt Zürich 1973 nicht vor der Auseinandersetzung mit einem unbequemen Architekten und vor unvorhersehbaren Kosten gefürchtet hätte? Sie könnte sich heute rühmen, über einen Theaterbau von Jørn Utzon, dem Erbauer des berühmten Opernhauses von Sidney, zu verfügen. Und der Heimplatz wäre verkehrsfrei.
Verloren, verneint versackt, verändert
Das Schweizerische Architekturmuseum geht in seiner aktuellen Sonderausstellung der ungebauten Architektur in der Schweiz nach. Das sind Entwürfe, die in Architekturwettbewerben auf den hinteren Plätzen landeten, die in der direktdemokratischen Schweiz am Volksmehr scheiterten, irgendwie versandeten oder in veränderter Form realisiert wurden.
Zu den letzteren Beispielen gehört der 69 Meter hohe Basler BIZ-Turm beim Bahnhof SBB. Er sollte ursprünglich 13 Meter höher werden, was seiner heute etwas stummelhaft wirkendem Erscheinung sicher gut getan hätte, wie Ausstellungskurator Andreas Kofler am Freitag an einer Medienführung sagte. Der private Basler Heimatschutz kam aber mit seinem Einwand, der Turm würde vom Nobelhügel Bruderholz aus die freie Sicht auf die Münstertürme versperren, durch.
Die Ausstellung fusst auf Vorschlägen, die von verschiedenen Architekturarchiven der Schweiz eingebracht worden sind. Jedem Projekt ist ein eigener Schreibtisch gewidmet, mit Plänen, zum Teil Modellen, Büchern und Zeitungsausschnitten, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema erlauben.
Präsentiert werden 23 aus verschiedenen Gründen gescheiterte oder zurückgestufte Architekturprojekte in der ganzen Schweiz. Darunter spektakuläre und gut präsentierte Bauten und Geschichten, aber auch Projekte, die weniger gut dokumentiert sind.
Die Ausstellung ist bis am 7. April 2024 zu sehen.