«Der Regen liegt hinter uns»
Vor der Saison und vor einem halben Jahr träumten die Bieler gross. Sie wollten Versäumtes nachholen. Die Niederlage in Spiel 7 des Playoff-Finals gegen Servette steckte noch in allen Köpfen. «Im Hinterkopf ist dieses Gefühl, die Chance nicht gepackt zu haben», sagte Gaëtan Haas im Sommer. «Und dieses Gefühl wird nicht verschwinden, bis wir den Titel holen.»
Zehn Runden vor Abschluss der Regular Season sind Gedanken an den Titel für die Spieler des EHC Biel weit weg. Der Rückstand auf Lugano (6.) beträgt acht Zähler. Der SC Bern (5.), der seit Mitte Dezember zweimal vier Spiele hintereinander verloren hat, liegt immer noch zehn Punkte vor den Seeländern. Es gelingt Biel einfach nicht, das Handicap wettzumachen, das sie sich während eines schwachen Herbsts eingehandelt haben. Haas: «Wie kann ich das sagen? Sicher ist: Der Regen liegt hinter uns. Seit ein, zwei Monaten spielen wir ein gutes Hockey. Aber allen war klar, dass es nach dem schwachen Start sehr schwierig wird, dorthin zu kommen, wo wir hinwollen.»
Zuschauerrekord
Der schwache Saisonstart! Was spielte da alles eine Rolle: Extrem viele Verletzungen bei Schlüsselspielern, Unruhe wegen des neuen Cheftrainers Petri Matikainen, Unruhe wegen des alten, geliebten Cheftrainers Antti Törmänen, der immer noch in Biel weilt, aber nicht mehr in die Kabine darf, Unsicherheit wegen 18 auslaufenden Verträgen, Abgänge von Schlüsselspielern (van Pottelberghe, Kessler, Künzle, Hischier, Rathgeb), die alle schon im Herbst feststanden.
Aber eben: Das schlechte Wetter war einmal - der EHC Biel steht wieder gut da. Vor dem kapitalen Spiel in Bern gewann Biel 10 von 14 Partien. Die Zuschauer strömen in die Arena wie noch nie (97 Prozent Stadion-Auslastung). Das Kader für die nächste Saison steht.
Die Kaderliste für die nächste Saison liest sich aber längst nicht mehr so gut wie die aktuelle - obwohl Damien Brunner am Wochenende um eine weitere Saison verlängert hat. Es kommen ein junger zweiter Goalie (Luis Janett), zwei 20-jährige Verteidiger (Rodwin Dionicio und Gaël Christe) und von Ambri Stürmer Johnny Kneubuehler.
Dieser Umbruch sei gewollt, betont Sportchef Martin Steinegger: «Wir mussten die Mannschaft verjüngen.» Steinegger hofft, dass der Neuaufbau maximal zwei Jahre dauert. «Mehr Zeit haben wir nicht, denn die Leute erwarten Erfolge und Resultate.» Und vielleicht gelingt im Sommer ja noch ein Überraschungs-Transfer. In den letzten Jahren gelang Biel immer ein Königstransfer!
Letzte Chance
Vorerst müssen die gestandenen Profis wie Haas aber davon ausgehen, dass der EHC Biel in den nächsten drei Monaten zum vorerst letzten Mal um den Titel spielen kann. Vor einem Jahr, als Törmänen vor den Playoffs erneut erkrankte, liess das Schicksal die Mannschaft zusammenstehen. Vielleicht bewirkt das Ende einer beeindruckenden Bieler Ära in diesem Frühling das gleiche.
Trotz des beträchtlichen Rückstands auf Platz 6 bleibt vieles möglich. Die Bieler halten mit 60 Punkten aktuell Platz 8, werden aber hart bedrängt von Davos, Ambri (je 59) und den SCL Tigers (57). Die Playoff-Chancen des Siebten und Achten der Qualifikation sind markant grösser als jene der Teams auf den Plätzen 9 und 10. Denn der Siebte und Achte müssen nur eine von zwei Kurzserien gewinnen statt zwei. Aber mit dem neuen Vor-Playoff-Modus mag sich Haas noch gar nicht beschäftigen. «Unsere Ziele müssen wir (nach der Niederlage in Bern) vorerst auf die Seite legen. Es bleibt uns jetzt nichts anderes übrig, als Spiel um Spiel zu nehmen. Und zwei Wochen vor Schluss der Regular Season sehen wir dann, ob sich uns noch eine Chance auf die ersten sechs bietet oder nicht.»