Vierter Prozess gegen Erwin Sperisen in Genf angesetzt
Die Genfer Justizbehörden bestätigten am Donnerstag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA einen Bericht des Lokalfernsehens Léman Bleu. Sperisen wird beschuldigt, 2006 in Guatemala an der Tötung von sieben Häftlingen beteiligt gewesen zu sein, als die guatemaltekischen Sicherheitskräfte eine Strafanstalt stürmten, die unter die Kontrolle einflussreicher Häftlinge geraten war.
In den ersten beiden Prozessen wurde der schweizerisch-guatemaltekische Doppelbürger des Mordes für schuldig befunden und zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Als er zum dritten Mal in Genf vor Gericht stand, wurde ihm lediglich Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Er wurde zu 15 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Elf Jahre in Gefangenschaft
Sperisen verbrachte mehr als elf Jahre im Gefängnis. Im Oktober 2023 wurde der 53-Jährige freigelassen. Das Bundesgericht hatte seine Verurteilung aufgrund einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Juni 2023 aufgehoben.
Die Strassburger Richter waren zum Schluss gekommen, dass die Präsidentin der Beschwerdekammer des Genfer Berufungsgerichts beim Prozess im April 2018 befangen war. Damit sei das Recht des Angeklagten auf ein unparteiisches Gericht verletzt worden.
Ein Antrag auf Ablehnung der Richterin, die mit diesem vierten Prozess betraut ist, muss noch vom Bundesgericht entschieden werden. Die Anwälte Sperisens beklagen eine zu grosse Nähe zwischen dieser Richterin und dem ersten Staatsanwalt, der die Anklage erhebt. Sperisen wurde 2012 in Genf verhaftet, wohin er 2007 mit seiner Familie geflüchtet war.