Schweizer stehen künstlicher Befruchtung offen gegenüber
Forschende der Universität Zürich (UZH) um Jörg Rössel haben im Rahmen der «Swiss Assisted Reproduction Longitudinal Study» (Charls) 5283 Schweizerinnen und Schweizer zu ihren Erfahrungen und ihrer Haltung zu verschiedenen Unfruchtbarkeits-Behandlungen befragt. Es handelt sich laut der UZH um die erste repräsentative Umfrage zum Thema.
Am Montag veröffentlichte die Universität eine erste Auswertung dieser Umfrage durch die Doktorandin Maila Mertens.
Hormontherapie am meisten verwendet
Am häufigsten wird in der Schweiz bei Unfruchtbarkeit laut den neuen Daten mit einer Hormontherapie nachgeholfen. Neun Prozent der Befragten haben sich einer solchen Behandlung unterzogen.
Die künstliche Insemination wurde von den Befragten am zweithäufigsten angewandt. Fünf Prozent machten von dieser Möglichkeit Gebrauch. Die In-vitro-Fertilisation (IVF) wurde von vier Prozent der Befragten in Anspruch genommen. Im Gegensatz zur künstlichen Insemination, bei der Spermien kurz vor dem Eisprung in den Gebärmutterhals oder direkt in die Gebärmutter gespritzt werden, werden bei der IVF Eizellen entnommen und im Labor mit den Spermien befruchtet.
Ausserdem können sich demnach 17 Prozent aller Frauen vorstellen, selbst Eizellen einzufrieren. 22 Prozent waren unschlüssig.
Moralisch vertretbar
Fast drei von vier Befragten (72 Prozent) gaben an, die künstliche Insemination für moralisch gut oder sehr gut vertretbar zu halten. Die IVF wurde von 60 Prozent der Befragten als gut oder sehr gut vertretbar eingeschätzt. Ähnlich viel Zuspruch erhielt in der Befragung das Einfrieren von Eizellen. 57 Prozent der Befragten ordneten dies als mindestens gut moralisch vertretbar ein.
Auch gegenüber der in der Schweiz verbotenen Eizellenspende waren die Befragten offen: 73 Prozent gaben an, dass sie einer Legalisierung zustimmen würden.
Das Einfrieren von Embryonen hielt hingegen nur rund die Hälfte der Studienteilnehmenden für moralisch vertretbar. Noch weniger Zuspruch erhielten nur die Leihmutterschaft und die Embryonenspende, die jeweils von weniger als einem Drittel der Befragten als moralisch vertretbar eingeschätzt wurden.