Reaktorblock in Beznau kann wohl mehrere Wochen nicht ans Netz
Resultate einer Überprüfung von Stahlproben der Speisewasserbehälter im nicht-nuklearen Teil der Anlage machten weitere Abklärungen nötig, teilte die Axpo am Samstag mit. Die Speisewasserbehälter befinden sich im Maschinenhaus. Sie speichern Wasser, bevor es in die Dampferzeuger geleitet wird.
Der Stahl des betroffenen Behälters habe nicht alle Eigenschaften, wie man sie eigentlich erwarte, sage ein Axpo-Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Bei hohen Temperaturen verhalte sich das Material zwar normal, Untersuchungen deuteten jedoch darauf hin, dass der Stahl des Speisewasserbehälters beim Anfahren der Anlage spröder sein könnte als erwartet.
Aus Sicherheitsgründen sei deshalb vorsorglich entschieden worden, vorerst auf ein Wiederanfahren zu verzichten, sagte der Firmensprecher weiter. Die Speisewasserbehälter würden nun vertieft untersucht, bevor die Anlage wieder ans Netz gehe, hiess es. Die genaue Überprüfung sei im Rahmen früherer Reparaturarbeiten im laufenden Jahr beauftragt worden.
Zweiter Reaktorblock läuft normal
Die Axpo hatte am Samstag den Reaktor-Block für geplante Reparaturarbeiten an einem Stromkabel vom Netz genommen. Diese Arbeiten seien planmässig verlaufen, schrieb das Unternehmen.
Laut der Axpo ist die Sicherheit der Nuklearanlage gewährleistet. Die fraglichen Speisewasserbehälter befinden sich im nicht-nuklearen Teil des Kraftwerks. Die Nuklearaufsichtsbehörde Ensi wurde informiert. Der zweite Reaktorblock in Beznau befand sich weiter im Normalbetrieb.
Für die Axpo bedeute die Panne einen Teilausfall bei der Stromproduktion, da nur noch einer von zwei Reaktoren in Beznau in Betrieb war. Das Unternehmen müsse nun Ersatz am Markt beschaffen, weil ein Teil des vorgesehenen Stroms aus dem abgestellten Block bereits verkauft worden sei. Zu den finanziellen Auswirkungen machte der Firmensprecher keine Angaben.
Diskussion um Aufhebung des Neubauverbots
In der Schweiz gibt es vier Atomkraftwerke - drei im Kanton Aargau und eines im Kanton Solothurn: Die zwei Reaktoren Beznau stehen in Döttingen AG. Je einen Atommeiler gibt es in Leibstadt AG und in Däniken SO.
Der von der Panne betroffene Block ist der ältere der beiden Anlagen in Beznau. Er wurde 1969 in Betrieb genommen, der zweite Block 1972.
Das Schweizer Stimmvolk hatte vor sieben Jahren den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen. Neue AKW dürfen daher nicht mehr gebaut werden. Die bestehenden Atomkraftwerke dürfen in Betrieb bleiben, solange sie sicher sind.
Eine im Februar eingereichte Volksinitiative «Blackout stoppen» verlangt allerdings eine Aufhebung des AKW-Bauverbots. Der Bundesrat kündigte Ende August an, den Bau neuer Atomkraftwerke grundsätzlich wieder ermöglichen zu wollen. Energieminister Albert Rösti erarbeitet darum eine entsprechende Vorlage.