«Piratenbakterium» jagt mit Enterhaken und Kanonen
Wie ein Piratenschiff schwimmt das fadenförmige Bakterium durchs Wasser und wartet ab, bis die Beute näher kommt. Sobald enger Kontakt besteht, verhaken sich die Enterhaken mit den Geisseln des Opfers. Dadurch könne dieses nicht mehr flüchten, teilte die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) mit.
Das Bakterium verfüge über eine Art Bolzenschussgerät, mit dem es seine Beute töte. Die austretenden Zellbestandteile des Opfers werden rasch vom Räuber als Nahrung aufgenommen. Aureispira sei aber nur dann räuberisch unterwegs, wenn die Nährstoffkonzentration in der Umgebung gering sei. Reicht die Versorgung mit Nährstoffen aus, verzichtet das Piratenbakterium aufs Jagen und baut sein Waffenarsenal ab.
Fehlen die Nähstoffe, erwacht die Jagdlust. Die Kanonen und Enterhaken würden in der Zelle wieder hergestellt, schrieb die ETH. In den Weiten des Ozeans ist das durchaus möglich, da die für Wachstum und Vermehrung nötigen Nährstoffe ungleich verteilt sind. Daher entwickelten sich einige wenige Bakterien auch zu effizienten Jägern.
Um die Funktionsweise des Bakteriums aufzudecken, nutzten die ETH-Forschenden Bildgebungsverfahren, darunter Lichtmikroskopie oder Kryo-Elektronenmikroskopie. Es gebe Ideen, solche bakteriellen Bolzenschussgeräte mit Wirkstoffen zu beladen und sie mithilfe der molekularen Maschine in einzelne Zellen zu injizieren. Von bestimmten räuberischen Bakterien sei bekannt, dass sie Blaualgen jagen. Sie könnten dazu benutzt werden, um Algenblüten zu bekämpfen oder die Massenvermehrung von Vibrio-Bakterien zu stoppen.