Neue Fachstelle für Pädosexualität in Luzern unterstützt Betroffene
«Das Thema ist enorm wichtig, da es um den Schutz der Jüngsten unserer Gesellschaft geht», sagte Regierungsrätin Michaela Tschuor (Mitte) an der Medienkonferenz vom Donnerstag. Es gebe verschiedene Ansätze, um sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche zu verhindern - einer davon sei die Prävention.
Der Schwerpunkt des neuen Angebots liege auf Personen, die potenziell zur Gefahr werden könnten, so Tschuor. Betroffene sollen sich eigeninitiativ Hilfe holen können und Unterstützung dabei erhalten, einen Umgang mit ihren Neigungen zu finden.
Die neue Fachstelle befindet sich in den Räumen der Luzerner Psychiatrie in Kriens. Sie bietet Beratungen für Betroffene sowie Angehörige, Diagnostik, Risikoeinschätzungen, Behandlungen und Therapien an. Auch in Luzern ansässige Therapeuten können sich dort informieren.
Das Angebot richtet sich an Personen aus dem Kanton Luzern. Ausgenommen sind jedoch solche, gegen welche bereits ein Strafverfahren wegen eines pädosexuellen Strafdelikts läuft oder die eine Strafe wegen eines solchen Delikts verbüssen.
Neigungen lassen sich nicht steuern
«Die Neigung ist Schicksal, nicht Wahl», betonte Fanny de Tribolet-Hardy, Leiterin der Präventionsstelle Pädosexualität Luzern und Zürich. Die Neigung manifestiere sich früh, oft bereits in der Pubertät, und lasse sich nicht steuern. Dennoch seien die Betroffenen in der Verantwortung so zu handeln, dass sie niemanden schädigen.
In der Beratung untersuchen die Fachpersonen mit den Betroffenen die Risikofaktoren und wie diese gesenkt werden können. Die Betroffenen lernen, resistenter zu werden, damit delinquente Handlungen nicht begünstigt werden. Ein weiterer Aspekt ist die Steigerung der Beziehungsfähigkeit von Betroffenen, die Mühe haben, mit Personen im gleichen Alter in Kontakt zu treten.
Laut Tribolet verspüren viele Betroffene einen grossen Leidensdruck und wünschen sich Hilfe, haben jedoch oft Mühe, diese zu finden. Aus diesem Grund brauche es niederschwellige und spezialisierte Angebote wie im Kanton Zürich und nun auch im Kanton Luzern.
4300 Personen im Kanton Luzern
Tribolet geht davon aus, dass im Kanton Luzern schätzungsweise 4300 Personen mit einer pädophilen Neigung leben. «Nicht jeder von ihnen braucht eine Behandlung und nicht jeder wird delinquent», stellt sie klar. Zudem wies sie darauf hin, dass sexuelle Übergriffe auf Kinder nicht ausschliesslich von pädophilen Personen verübt werden, sondern auch als Ersatzhandlungen von Personen mit anderen Motivationen erfolgen können.
Für den Aufbau und den Betrieb der Präventionsstelle wurde die Psychiatrische Universitätsklinik Zürich beauftragt. Dies tat sie in Zusammenarbeit mit der Luzerner Psychiatrie. Die Universitätsklinik war bereits für den Aufbau der ersten Präventionsstelle im Kanton Zürich 2021 verantwortlich.
https://kein-taeter-werden.ch/