Mini-Darm aus Lausanner Labor soll Krebsforschung vorantreiben
«Obwohl Mini-Därme nicht als genereller Ersatz für Tiere in allen Bereichen der Krebsforschung betrachtet werden können, bieten sie die Möglichkeit, den Einsatz von Tieren in einer Vielzahl von experimentellen Anwendungen zu reduzieren», schrieben die Forscherinnen und Forscher um Matthias Lütolf von der EPFL in der Studie, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift «Nature» veröffentlicht wurde.
Die Autoren gehen davon aus, dass ihr neues Darmmodell auch bei der Entwicklung und Entdeckung von neuen Krebsmedikamenten hilfreich sein wird. Denn die neuen Mini-Därme ermöglichen es laut den Forschenden, die biologischen Prozesse von Tumoren genauer zu untersuchen als mit bisherigen Methoden.
Im Labor gezüchtete Kulturen vereinfachter Organzellen, sogenannte Organoide, wurden bereits zuvor zur Untersuchung des Verhaltens von Krebszellen verwendet. Bisherige Organoide waren jedoch dadurch eingeschränkt, dass sie komplexere Prozesse, an denen mehrere Zelltypen und Ebenen der Gewebeorganisation beteiligt sind, nicht modellieren konnten. Diese komplexe Forschung musste bisher an Tieren durchgeführt werden.
3D-Gerüst mit Mäusezellen
Um ihr Mini-Organ wachsen zu lassen, haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Zellen auf einem 3D-Gerüst zu einem kleinen Darm heranwachsen lassen. Dazu verwendeten sie gentechnisch veränderte Darmzellen von Mäusen. Die so entstandenen komplexen Organoide können mit blauem Licht dazu gebracht werden, an vorher definierten Stellen Krebsgeschwüre zu entwickeln, die dann über mehrere Wochen in hoher Auflösung verfolgt werden können.
Die Tumore, die auf dem neuen Mini-Dickdarm entstanden, entwickelten sich laut der Studie sehr ähnlich wie bei lebenden Mäusen. Ihre neue Technologie biete damit ein flexibles und hochauflösendes System für die Darmkrebsforschung.