Letztes Todesopfer von gesunkener Jacht «Bayesian» geborgen
Zu den insgesamt sieben Todesopfern gehört auch der Software-Unternehmer selbst. Lynch, einer der reichsten Briten, wurde 59 Jahre alt. Seine Ehefrau gehört zu den 15 Überlebenden. Eine weitere Tochter war glücklicherweise nicht an Bord. Der Milliardär wollte auf der Segeltour mit Familie und Freunden eigentlich feiern, dass er nach jahrelanger Auseinandersetzung um den Verkauf seiner Firma vor Gericht letztlich gewonnen hatte.
Vorwürfe gegen Kapitän und Ersten Offizier
Inzwischen mehren sich wegen des Unglücks die Vorwürfe gegen den Kapitän des riesigen Segelboots. Der 51 Jahre alte Neuseeländer behauptete, vom Ausmass des Unwetters am Montag in der Früh überrascht worden zu sein. Allerdings gibt es Zweifel an dieser Darstellung: Mehrere Experten vertreten die Meinung, dass Fehler gemacht wurden und das Schiff auf den heraufziehenden Sturm nicht richtig vorbereitet wurde. In der Kritik steht neben dem Kapitän auch der Erste Offizier, ein Franzose.
Nach italienischen Medienberichten steht die Staatsanwaltschaft kurz davor, ein formelles Ermittlungsverfahren einzuleiten. Die Behörde will sich an diesem Samstag auf einer Pressekonferenz äussern. Vonseiten der italienischen Perini-Werft, die das Schiff 2008 gebaut hatte, hiess es, es habe eine «sehr lange Reihe von Fehlern» gegeben. «Die Leute hätten nicht in den Kabinen sein dürfen, das Schiff hätte dort nicht vor Anker liegen dürfen. Das Unwetter war auf allen Wetterkarten deutlich zu erkennen.»
Die 56 Meter lange «Bayesian» - benannt nach einem britischen Mathematiker aus dem 18. Jahrhundert - war eine der grössten Segeljachten weltweit. Jetzt liegt sie eine halbe Seemeile - etwa 900 Meter - vor dem kleinen Hafen Porticello auf Grund. Mit Ausnahme des Schiffskochs überlebte die gesamte Besatzung. Von den zwölf Passagieren ist jedoch die Hälfte tot. Darunter sind neben Lynch und seiner Tochter Hannah zwei Ehepaare. Sie alle waren wohl in den Kabinen im Unterdeck gefangen. Nach britischen Medienberichten stand der Milliardär vor einigen Monaten kurz davor, die Jacht zu verkaufen.
Auch Lynch-Freund kam kürzlich zu Tode
Der Tech-Unternehmer Lynch wurde in seiner Heimat gern als «britischer Bill Gates» bezeichnet. Lynch hatte die Softwarefirma Autonomy 2011 für elf Milliarden US-Dollar (aktuell fast zehn Milliarden Euro) an Hewlett-Packard verkauft - eines der schlimmsten Übernahme-Debakel im Silicon Valley. Zusammen mit dem früheren Finanzmanager Steve Chamberlain soll er den US-Konzern über den Zustand ihres Unternehmens getäuscht haben. Ein Geschworenengericht sprach die beiden jedoch frei. Chamberlain kam vor wenigen Tagen ebenfalls zu Tode: Er wurde beim Joggen von einem Auto erfasst.