Lepra in mittelalterlichen Eichhörnchen-Knochen entdeckt
Welche Rolle die Tiere genau bei der Verbreitung und Übertragung von Lepra gespielt haben, ist aber noch nicht geklärt, wie Studienleiterin Verena Schünemann von der Universität Basel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. «Wir wissen nicht, ob die Eichhörnchen die Menschen ansteckten oder umgekehrt.»
Die Leprabakterien (Mycobacterium leprae), die die Forschenden in den mittelalterlichen Eichhörnchen-Knochen aus England nachweisen konnten, sind aber eng verwandt mit Leprabakterien, die in menschlichen Knochen aus derselben Zeit und Region gefunden wurden. Dieses Ergebnis veröffentlichten die Forschenden in der Fachzeitschrift «Current Biology».
Auch heute von grosser Bedeutung
Laut Schünemann sind diese Erkenntnisse über Lepra im Mittelalter auch für die heutige Zeit von grosser Bedeutung. Bis heute ist es nicht gelungen, die Krankheit vollständig auszurotten. Jedes Jahr erkranken rund 200'000 Personen daran. «Wie sich die Krankheit ausbreitet, ist noch nicht hundertprozentig geklärt», sagte Schünemann.
Tiere als Wirte von Lepra würden dabei wenig Beachtung finden. «Möglicherweise sind Tiere aber wichtig, um das Fortbestehen der Krankheit zu verstehen», erklärte Schünemann. Die Erforschung der Geschichte sogenannter Zoonosen, also des Überspringens der Krankheit von Tieren auf Menschen, könne dafür wichtige Erkenntnisse liefern
Eichhörnchen Haustier und Mantel
Für ihre Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher Überreste von zwölf roten Eichhörnchen und 25 Menschen in der archäologischen Stätte in Winchester (GB). Die Stadt war für ein sogenanntes Leprosarium, ein Spital für Leprakranke, bekannt.
Ausserdem hatte sie Verbindungen zum Pelzhandel. Es gab also einen Austausch zwischen Lepra-Kranken und Eichhörnchen, denn im Mittelalter wurden aus dem Pelz von Eichhörnchen Mäntel hergestellt, wie die Forschenden in der Studie erklärten. Zudem wurden Eichhörnchen teilweise auch als Haustiere gehalten.