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Kühltürme von Atomkraftwerk Grafenrheinfeld in Bayern gesprengt

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Kühltürme von Atomkraftwerk Grafenrheinfeld in Bayern gesprengt

17. August 2024, 00:16 Uhr
Das 1981 in Betrieb genommene Atomkraftwerk Grafenrheinfeld war 2015 abgeschaltet worden. (Archivbild)
© Keystone/DPA/KARL-JOSEF HILDENBRAND
In einer spektakulären Aktion sind in Bayern die beiden Kühltürme des abgeschalteten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld gesprengt worden. Die beiden Türme fielen nach der kontrollierten Sprengung am Freitagabend wie geplant in sich zusammen.

Die Sprengung hatte sich nach Behördenangaben wegen einer Protestaktion aber um fast anderthalb Stunden verzögert. Wie das Landratsamt im unterfränkischen Landkreis Schweinfurt mitteilte, war ein 36 Jahre alter Mann in den Sperrbereich um das Kraftwerk eingedrungen.

Nach einem Polizeieinsatz musste der Sprengablauf neu gestartet werden. Der Abbruch wurde den Angaben zufolge durch zwei gezielte Sprengungen im unteren Bereich der Türme eingeleitet. Um 19.55 Uhr fielen zunächst der nördliche und etwa 15 Sekunden später der südliche Kühlturm in sich zusammen.

Seit 2015 abgeschalten

Das 1981 in Betrieb genommene Atomkraftwerk Grafenrheinfeld war 2015 abgeschaltet worden. Seit 2018 wird es rückgebaut. Mit der Sprengung sollte ein sichtbares Zeichen für den Rückbau gesetzt werden, wie es vom Betreiber Preussenelektra hiess. Eigentlich hätten die Türme erst in zehn Jahren gesprengt werden sollen.

Durch die Sprengung sind nach Angaben des Betreibers rund 55'000 Tonnen Bauschutt entstanden, hauptsächlich Beton. Dieser soll aufbereitet und ein Grossteil davon zum Befüllen einer der beiden Kühlturmtassen verwendet werden. Als Kühlturmtassen werden die Becken unterhalb des Kühlturms bezeichnet. Das Kraftwerk selbst ist inzwischen kernbrennstofffrei, der Reaktordruckbehälter ist bereits zerlegt. Der Kernbrennstoff lagert nach Behördenangaben allerdings noch in Castorbehältern in einem Zwischenlager vor Ort.

Standort für Endlager noch nicht festgelegt

Der schwach- und mittelradioaktive Müll soll laut Preussenelektra künftig im Endlager Konrad im deutschen Bundesland Niedersachsen eingelagert werden, das 2027 in Betrieb gehen soll.

Die Suche nach einem Endlager für den sehr viel stärker strahlenden hochradioaktiven deutschen Atommüll könnte dagegen noch Jahrzehnte dauern. Gesetzlich vorgesehen ist bislang, dass bis 2031 ein Standort für ein Endlager festgelegt wird. Doch einem vor wenigen Tagen öffentlich bekannt gewordenen Gutachten im Auftrag des deutschen Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung zufolge könnte es womöglich noch bis 2074 dauern.

In den vergangenen Jahren hat sich Deutschland schrittweise von der Ära der Atomstromerzeugung verabschiedet. Ursprünglich sollte der Atomausstieg schon zum Jahreswechsel 2022/2023 erfolgen. Wegen befürchteter Engpässe bei der Energieversorgung vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine beschloss die Regierung aber eine Verschiebung der Abschaltung.

Quelle: sda
veröffentlicht: 17. August 2024 00:16
aktualisiert: 17. August 2024 00:16
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