Auch in der Schweiz ist die Rückkehr von Polio möglich
Das Risiko neuer Fälle von Poliomyelitis, kurz Polio, oder Kinderlähmung sei in der Schweiz durchaus real, heisst es in einer Mitteilung der Schweizerischen Vereinigung der Gelähmten vom Freitag zum Weltpoliotag vom 28. Oktober.
Dazu trage insbesondere die Migrationsbewegung aus Afghanistan und Pakistan bei, den einzigen Ländern, wo das Polio-Virus noch endemisch ist. Um die Verbreitung der Kinderlähmung zu stoppen, wäre eine Impfrate von 95 Prozent bei den unter achtjährigen Kindern nötig.
Diese Rate erreicht gemäss der Organisation nur ein Drittel der Kantone. Am tiefsten ist die Durchimpfung mit 89 Prozent im Kanton Luzern. Allgemein ist die Zentralschweiz der Landesteil mit dem höchsten Risiko.
«Sehr kleines» Risiko
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) attestiert der Schweiz eine hohe Impfrate. Das Risiko einer Einschleppung sei «sehr klein», aber angesichts des sinkenden Impfschutzes in gewissen Ländern vorhanden, hiess es beim BAG auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Kantone seien darum über das Vorgehen im Fall von Infektionen informiert worden.
Die Kinderlähmung ist eine Schmierinfektion und verbreitet sich unter schlechten hygienischen Bedingungen etwa durch verunreinigtes Wasser und Nahrung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO startete eine grosse Impfkampagne, nachdem in Gaza ein erster Fall nach 25 Jahren aufgetreten war.
Die Schweizerische Vereinigung der Gelähmten ist eine Interessengemeinschaft für das Polio-Syndrom. Gegründet wurde sie 1939, als die Poliomyelitis landesweit viele Kinder schwer schädigte. Impfungen gibt es erst seit den 1950er Jahren.