Attraktiveres Einkaufen in Italien bedrängt Tessiner Detailhandel
Bereits heute kaufen zahlreiche Tessinerinnen und Tessiner regelmässig im nahen Norditalien ein. Mit der tieferen Schwelle für eine Rückerstattung der Mehrwertsteuer dürfte der Anreiz, jenseits der Grenze einzukaufen, noch grösser werden. Neu erhalten Tessiner Einkaufstouristen bei ihrer Rückkehr in die Schweiz bereits ab 70 Euro Gesamteinkauf die Mehrwertsteuer zurückerstattet.
Damit gleicht sich Italien anderen Nachbarländern der Schweiz an, die bereits seit längerem tiefere Schwellen der Mehrwertsteuerrückerstattung kennen. Einkaufstouristen in Deutschland erhalten bei ihrer Rückkehr bereits ab 50 Euro Geld zurück. In Österreich liegt die Schwelle bei 75 Euro.
Bund möchte Einkaufstourismus bremsen
Der Bund prüft derzeit Massnahmen, um den Einkaufstourismus zu dämpfen. Wer in der Schweiz wohnt und jenseits der Grenze einkauft, soll künftig nur noch Waren im Wert von 150 Franken statt für 300 Franken zollfrei einführen können. Das Finanzdepartement (EFD) hat dazu Ende des vergangenen Jahres eine Vernehmlassung eröffnet.
In einer schriftlichen Stellungnahme hat Federcommercio die Haltung der Tessiner Regierung im Rahmen der Vernehmlassung scharf kritisiert. Der Regierungsrat schütze ausschliesslich die Interessen der Einkaufstouristen und vernachlässige jene der lokalen Händler, heisst es in einem Text auf der Internetseite des Verbandes.
Es brauche eine klare Positionierung zugunsten des Tessiner Detailhandels. Dieser befinde sich seit mehreren Jahren in der Krise. Die «kontinuierliche Erosion der Umsatzzahlen» gefährde ernsthaft das Überleben zahlreicher Unternehmen und damit auch den Erhalt von Arbeitsplätzen.
Die Tessiner Regierung selbst wollte am Donnerstag noch keine Stellung zur gesenkten Schwelle der Mehrwertsteuerrückerstattung in Italien nehmen.