Arzt: Viele Augen-OPs nach Explosionen im Libanon
«Die meisten Verletzten haben schwere Augenverletzungen, andere Chirurgen mussten Arme amputieren», sagte ein Augenarzt in einem der grossen Krankenhäuser in Beirut. Wegen der grossen Zahl an Verletzten hätten plastische und Zahnchirurgen am späten Abend und in der Nacht aushelfen müssen. Mindestens neun Menschen wurden den Angaben zufolge getötet.
Der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad besuchte Opfer in mehreren Krankenhäusern und sagte, die Menschen hätten vor allem Verletzungen an Augen, anderen Teilen des Gesichts sowie Händen und Unterleib erlitten. Vermutlich hatten viele Opfer die als Pager bekannten Funkempfänger in der Hand oder in der Hosentasche, als sie explodierten.
Gesundheitssystem im Libanon stark unter Druck
Das Gesundheitssystem im Libanon steht enorm unter Druck und ist auf eine so grosse Zahl an Verletzten kaum vorbereitet. Wegen einer seit Jahren andauernden Finanzkrise und einer beispiellosen Abwertung der örtlichen Währung haben viele Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen Probleme, Arzneimittel und andere Ausrüstung zu beschaffen.
Wegen Stromausfällen und Treibstoffknappheit lassen sich Arzneimittel häufig auch nicht korrekt lagern. Es fehlt an Personal, andere Häuser mussten aus finanzieller Not Stellen streichen oder schliessen. Selbst die Grundversorgung ist für viele Patienten nicht mehr gesichert.
«Die Krankenhäuser waren überwältigt», sagte Sulaiman Harun, Leiter des Krankenhaus-Syndikats im Libanon, der Deutschen Presse-Agentur. Die meisten der Verletzten müssten sofort operiert werden, einige hätten nach den Explosionen am Dienstagabend aber bis heute warten müssen. «Unseren Krankenhäusern fehlt es an Arzneimitteln wegen der fragilen Lage in unserem Gesundheitssystem.»
Der Irak schickte ein Flugzeug mit Arzneimitteln. Im Süden von Beirut bauten Helfer mehrere Zelte auf, um Blutspenden zu sammeln. Auch das Gesundheitsministerium rief die Libanesen auf, Blut zu spenden.
Die Strassen in Beirut waren am Tag nach den Explosionen weitgehend leer. In Gedenken an die Opfer und aus Protest blieben Schulen und Universitäten geschlossen. Auch einige Behörden und Regierungseinrichtungen blieben geschlossen.