Aktivisten warnen vor Unterschätzung der Kosten des Klimawandels
«Das bedeutet, dass Wirtschaftsmodelle der Tatsache nicht Rechnung tragen, dass Schäden infolge des Klimawandels ausserordentlich gross, unvorhersehbar und dauerhaft sein werden», heisst es in einem am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Bericht.
Klimawissenschaftler warnten vor Kipp-Punkten wie dem Schmelzen des Permafrosts bei einer globalen Erwärmung von etwa zwei Grad Celsius und katastrophalen Folgen bei mehr als drei Grad Celsius. «Wenn der Temperaturanstieg diese Werte erreichen sollte, wird dies verheerende Auswirkungen auf die mehr als drei Milliarden Menschen haben, die unter Rahmenbedingungen leben, die äusserst anfällig für den Klimawandel sind», teilten die Experten mit.
«Beispielloser wirtschaftlicher Zerfall» unvermeidlich
Bei Betrachtung der Zahlen scheine ein beispielloser wirtschaftlicher Zerfall unvermeidlich. «Doch die aktuellen Zahlen, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wirtschaft und die Finanzwelt abschätzen, zeichnen ein seltsam positives Bild», hiess es.
Das Erreichen von Kipp-Punkten könnte Schäden auf ein Niveau steigern, das weit über jenen der jüngsten Finanzkrisen liegt, hiess es weiter. Konservative Zahlen aber führten zu Inaktivität in politischen Entscheidungskreisen, so die Autoren.
Ökonomen sollen nicht zu «Mittätern» werden
Thierry Philipponnat, Experte bei Finance Watch, sagte: «Wirtschaftswissenschaftler, die die Auswirkungen des Klimawandels analysieren, dürfen sich nicht, wenn auch unfreiwillig, zu Mittätern der Inaktivität der politischen Entscheidungsträger machen.» Die Erstellung voreingenommener Analysen, die zukünftige Kosten unterschätzen, sei keine Option mehr.
Für den Bericht untersuchten die Experten von Finanzaufsichtsbehörden erstellte Wirtschaftsmodelle und deren Übereinstimmung mit den Ergebnissen der klimawissenschaftlichen Literatur.
Finance Watch mit Sitz in Brüssel ist eine europäische Nichtregierungsorganisation die sich als Gegenmacht zur Finanzlobby sieht. Eigenen Angaben zufolge setzt sie sich dafür ein, dass die Finanzwelt zum Wohl der Gesellschaft arbeitet.